Frage an Ekin Deligöz von Dorothe K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Fr. Deligöz,
heute wenden wir uns als Eltern eines behinderten Kindes, dass einer regelmässigen, jahrelangen Therapie in der Uni-Kinderklinik bedarf, an Sie.
Die UN-Kinderrechtskonvention garantiert Kindern das Recht auf ein erreichbares
Höchstmaß an Gesundheit und eine bestmögliche medizinische Versorgung (Art. 24, UN-
KRK). Im deutschen Gesundheitssystem wird dieses Recht derzeit nicht angemessen
geachtet! In unseren Kinderkliniken ist eine umfassende, altersgerechte und gleichzeitig
hochspezialisierte Betreuung kranker Kinder infolge von unzureichenden Ressourcen
gefährdet.
In SGB V wird definiert, dass medizinische Leistungen ausreichend, zweckmäßig und
wirtschaftlich sein müssen. Dies ist nicht im Einklang mit den Prinzipien der UN-
Kinderrechtskonvention. Gerade die Behandlung kranker Kinder erfordert besonderes
Einfühlungsvermögen, Fürsorge und Zeit – Aspekte, die nicht ausschließlich nach
ökonomischen Kriterien bemessen werden können.
Wenn wir im deutschen Gesundheitswesen die Rechte kranker Kinder vollumfänglich
respektieren wollen, sind Reformen angezeigt.
Als Wähler in Ihrem Stimmkreis ist es mir wichtig, Ihre Einstellung zu dieser Problematik
zu erfahren. Auf der Website www.kranke-kinder-haben-rechte.de finden Sie einen 6-
Punkte-Plan für eine bessere Achtung der Rechte kranker Kinder in unserem Land
(„Tutzinger Plädoyer“). Können Sie sich vorstellen, Ihren persönlichen Einfluss wirksam
werden zu lassen und die große Allianz für kranke Kinder zu unterstützen?
Herzlichen Dank!
Ihre Familie K.
Sehr geehrte Familie K.,
vielen Dank für Ihre Frage. Auch wir Grüne betrachten die zunehmende Ökonomisierung der Gesundheitsversorgung mit Sorge. Im Bundestag setzen wir uns dafür ein, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Einkommen verlässlich und qualitativ hochwertig versorgt werden, das gilt natürlich auch und ganz besonders für Kinder. Zwar muss in einem solidarisch finanzierten Krankenversicherungssystem auch auf die Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung geachtet werden. Das darf nicht dazu führen, dass auf notwendige Leistungen verzichtet wird oder diese in minderwertiger Qualität erbracht werden. Um eine altersgerechte Versorgung von Kindern zu stärken, müssen daher in erster Linie ausreichend Mittel zur Verfügung stehen. Wir Grüne im Bundestag fordern daher die Einführung einer ürgerversicherung, in die auch Menschen mit hohen Einkommen - Beamte, Abgeordnete, Minister und Selbständige - einzahlen und somit zur Finanzierung unseres solidarischen Gesundheitswesens beitragen:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/129/1812951.pdf
Darüber hinaus bedarf es - auch angesichts des demografischen Wandels - einer Reform der Krankenhausstrukturen und des DRG-Systems. Wir Grüne fordern die Stärkung des Qualitätsaspektes in der Vergütung und treten für eine verstärkte Zentrenbildung in der Krankenhauslandschaft ein. Zudem wollen wir ökonomische Fehlanreize in der Versorgung abbauen und eine bessere Finanzierung von
Vorhaltekosten und Extremkosten erreichen. Den Investitionsstau in vielen Kliniken wollen wir durch eine Beteiligung der Krankenkassen an der Krankenhausfinanzierung überwinden.
Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass die Kinderrechte unmissverständlich im Grundgesetz stehen. Es muss klar sein, dass alle Kinder die gleichen Rechte haben; auf Schutz, auf Förderung. auf Mitwirkung - und natürlich auf eine kindergerechte Gesundheitsversorgung.
Mit freundlichen Grüßen
Ekin Deligöz