Frage an Ekin Deligöz von Bernhard A. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Deligöz,
als MdB haben Sie höchstwahrscheinlich unlängst eine Einladung der türkischen Regierung nach Istanbul zu einer Konferenz türkischstämmiger Politiker und Geschäftsleute erhalten.
Laut einigen Teilnehmern soll der türkische Ministerpräsident Erdogan im Rahmen dieser Konferenz u.a. dazu aufgerufen haben, dass Türken in Europa gezielt die Staatsbürgerschaft des Gastlandes erlangen sollten, um so ihren politischen Einfluss in diesem Land zu steigern und ihn im Interesse der Türkei zu nutzen. Ihre türkische Staatsbürgerschaft sollten sie nach Möglichkeit behalten, und auf keinen Fall die Identität der Gastländer übernehmen, denn das wäre Assimilation (Quelle: WELT Online).
Erlauben Sie mir zu fragen, wie Sie zu dieser angeblichen Aufforderung des türkischen Ministerpräsidenten stehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Bernhard Althaus
Sehr geehrter Herr Althaus,
ich habe die Einladung abgelehnt und nehme an den diversen Veranstaltungen dieser Art nicht teil. Daher kann ich nicht klären, wie sich der türkische Ministerpräsident in diesem Rahmen geäußert hat. Es wäre allerdings wenig hilfreich, sollte er tatsächlich in der zitierten Weise gesprochen haben. Es kann für Migrantinnen und Migranten nicht darum gehen, quasi als politische Gesandte ihres Heimatlandes zu agieren. In der Gesamtschau kann ich das bei ihnen auch nicht erkennen. Natürlich gibt es aber auch unter ihnen eine Vielzahl von politischen und gesellschaftlichen Einstellungen, auch in Bezug auf die Politik der Türkei.
Die Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft entspringt nach meinen Beobachtungen zumeist einer Identifikation mit Deutschland bzw. der deutschen Gesellschaft und dem Willen, dazu zu gehören. Wer sich dabei in welchem Maße noch mit seinem Herkunftsland verbunden fühlt, dürfte recht unterschiedlich sein. Etwaige Vorstellungen einer Unterwanderungsstrategie sind aber in diesem Zusammenhang sehr abwegig und gehen schlichtweg an den Realitäten vorbei.
Mit freundlichen Grüßen
Ekin Deligöz MdB