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Dorothee Martin
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Frage von Volker U. •

Warum kritisieren Sie im heutigen Handelsblatt ( Brüssel entsetzt über Berlin S.6f) Christian Lindner, der sich aus rationalen Gründen gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 ausspricht?

Sehr geehrte Frau Abgeordnete,
in der gleichen HB-Ausgabe wird auf eine riesige Lithium-Lücke (S1. u.S.4f) aufgrund von Berechnungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe(BGR) hingewiesen. Lithium ist bekanntlich unerläßlich für die E-Batterien. Laut Erkenntnissen der BGR beträgt die derzeitige Lithiumproduktion 82.000 to weltweit. Bis 2030 würden jedoch bis zu 550.000 to pro Jahr benötigt, also droht eine gravierende Lücke.
Insofern kann ich die Bedenken von Christian Lindner nachvollziehen und halte das Verbot der EU, das auch Sie begrüßen, für zu kurz gedacht. Erbitte dazu Ihre argumentative Antwort.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Volker U.

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Sehr geehrter Herr U.

vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich meiner Haltung zum faktischen Verbot der Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 in der EU. Gerne möchte ich Ihnen auf ihre Frage antworten.

Um eine nachhaltige Verkehrswende in Deutschland zu bewerkstelligen, braucht es mehr Elektroautos und noch größere Anreize, um in diesem Bereich Forschung zu betreiben und Produkte für Verbraucherinnen und Verbraucher weiter zu diversifizieren. Dazu muss es nach meiner Überzeugung Einschränkungen im Bereich der Verbrennermotoren geben, die genau an diesen Punkten ansetzen. Bei Nutzfahrzegen wie LKW oder landwirtschaftlichen Maschinen halte ich eine Lösung mit CO2-neutralen Biokraftstoffen jedenfalls übergangsweise für sinnvoll. 

Wenn ich Sie richtig verstanden habe sind Sie vor allem wegen der praktischen Umsetzbarkeit der Pläne besorgt. Beschlossen wurde das Verbot der Neuzulassung von PKW mit Verbrennermotor ab 2035, die CO2 ausstoßen. Es werden deshalb auch nicht vom einen auf den anderen Tag alle Verbrennerautos von den Straßen verschwinden. Die Entscheidung des EU-Parlaments ermöglicht allen Beteiligten zu planen, Autoindustrie wie Konsumentinnen und Konsumenten. Viele große Autokonzerne unterstützen dies auch, namentlich. Einzelne Autobauer haben sich unabhängig von dieser Entscheidung bereits selbst verpflichtet deutlich früher eine komplette Umstellung weg von Verbrennermotoren einzuleiten. Diese ambitionierten, aber absolut erreichbaren Ziele helfen dabei, Innovation zu fördern, die Versorgung mit notwendigen Rohstoffen sicherzustellen und Ladekapazitäten für E-Autos aufzubauen. Natürlich geht von ihr auch Signalwirkung für andere Industrien aus, die noch stark an der Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen arbeiten müssen, um die Weichen Richtung Klimaneutralität zu stellen.

Hinsichtlich Ihres Argumentes mit der Verfügbarkeit von Lithium für die E-Auto-Batterien kann ich Ihre Bedenken nachvollziehen. Für sich betrachtet reicht die aktuelle Jahresproduktion an Lithium nicht aus, um die prognostiziert hohe Zahl an neuen E-Autos bis 2035 und darüber hinaus zu versorgen. Allerdings handelt es sich hier nur um eine Momentaufnahme, die insbesondere wachsende Abbaukapazitäten, Recyclingstrategien von alten E-Auto-Batterien und weitere Speichertechnologien nicht hinreichend berücksichtigt. Bei mehr Elektroautos auf den Straßen wird gerade der Recyclingaspekt immer wichtiger und auch wirtschaftlicher. In Deutschland wird beispielsweise von BASF eine solche Batterie-Recyclinganlage gebaut, die Anfang 2024 fertiggestellt werden soll. Auf diese sollen weitere und größere Anlagen folgen. Aufgrund der prognostiziert hohen Nachfrage an Lithium bin ich sicher, dass neue Vorkommen erschlossen werden. Auf Deutschland bezogen wird unter dem Zinnwald im Osterzgebirge ein größeres Vorkommen vermutet. Da nicht per sé ein Mangel an Lithium auf der Erde herrscht, sondern die Ausbaukapazitäten und deren Potenzial bisher nicht ausgeschöpft sind, muss man dies angehen. Natürlich wird das auf dem Weg eine große Menge Geld, Zeit und Mühe kosten. Aber wegen des wachsenden Bedarfs werden dafür ausreichend Anreize gesetzt. Für alle diese Dinge braucht es ausreichend Vorlaufzeit, die durch die jetzt erfolgte Entscheidung des EU-Parlaments gegeben ist. Die Kosten zur Bewältigung des fortschreitenden Klimawandels, mitverursacht durch den Verkehrssektor, die im Nachhinein anfallen würden, wären sicherlich noch bedeutend höher.

Ich hoffe ich konnte ihre Frage hinreichend beantworten und Ihnen meine Position klar darlegen.

Mit freundlichen Grüßen

Dorothee Martin

 

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