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Doris Ahnen
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Frage von Astrid A. •

Frage an Doris Ahnen von Astrid A. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Mich interessiert, wie die Arbeitslosigkeit von Frauen mit Kindern gesenkt werden soll. Ich bin 44 Jahre alt, habe studiert, 13 Jahre in meinem Beruf gearbeitet und habe betriebsbedingt meinen Arbeitsplatz vor 1 Jahr verloren. Ich habe 2 kleine Kinder und möchte maximal eine 2/3 Stelle. Das Arbeitsamt hat mir sofort gesagt, dass es mir keine Tätigkeit vermitteln kann (zu alt, 2 Kinder, Teilzeit, Frau, überqualifiziert). Ich habe eine Ich AG versucht, die leider trotz bester Prognosen nicht angelaufen ist. Jetzt bewerbe ich mich wieder, was ich auch schon vor der Ich AG Gründung getan habe und bekomme nur Absagen, oft sogar noch nicht mal eine Reaktion auf meine Bewerbung. Bei mir ist die Kinderbetreuung gesichert, ich bin leistungsfähig, gesund, flexibel (aber nicht räumlich), motiviert und habe den Eindruck außer einer Putzstelle oder als Bäckereiverkäuferin, also im unqualifizierten Niedriglohnsektor, keinerlei Tätigkeit zu bekommen ist. Wie soll ich bis 67 arbeiten? Wieso sollen Frauen aus qualifizierten Berufen Kinder gebären wollen, wenn sie solche Konsequenzen tragen sollen?
Könnte ich nochmal entscheiden, dann würde auch ich als Akademikerin keine Kinder mehr bekommen. Besser ich würde Vollzeit plus viel Geld verdienen, wie in meiner Zeit ohne Kinder, könnte dieses Geld für meine Luxusaltersversorgung anlegen und es mir zusätzlich sehr gut gehen lassen. Ich könnte konsumieren, Luxusreisen bezahlen und gerne einen Kinderlosenstrafzuschlag zahlen. Nach mir die Sintflut, denn wenn ich an die Zukunft meiner Kinder denke, dann wird es mir Angst und Bang. Die Arbeitgeber die heute keine Frauen wie mich einstellen wollen, werden in Zukunft auch keine Azubis wollen (kostet Zeit und Geld), das ist ein weiteres Problem über das ich gar nicht nachdenken will. Wenn alle Arbeitsplätze sonstwohin verlagert werden, dann wird es auch für die nächste Generation keine Arbeitsplätze mehr geben.
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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Alles-Hartmann,

aus Ihrem Beitrag spricht nicht nur viel Lebenserfahrung und Engagement sondern ich nehme auch eine ziemliche Verbitterung und Enttäuschung wahr, was mir persönlich sehr Leid tut. Denn gerade den gut ausgebildeten, engagierten Frauen, die sich heute nicht nur auf eine Rolle festlegen lassen, sondern bereit sind Verantwortung in der Erwerbsarbeit und in der Familie zu übernehmen, sollten eigentlich alle Türen offen stehen!
Dass die Realität leider oft noch ganz anders aussieht, ist mir sehr bewusst.
Ich habe deshalb das Thema Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie zu einem Schwerpunkt meiner Politik gemacht: Durch die volle Halbtagsschule, das Ganztagschulprogramm, die gute Versorgung mit Kindergartenplätzen, die Möglichkeiten, dass nunmehr Kinder bereits im Alter von zwei Jahren die Kindertagesstätte besuchen können und viele weitere Maßnahmen ist Rheinland-Pfalz, was die Verbesserung der Rahmenbedingungen anbelangt, mittlerweile bundesweit Vorreiter.

Als ich 2002 die jährliche Konferenz der für Frauen- und Gleichstellungspolitik zuständigen Ministerinnen und Minister der Länder und des Bundes in Mainz ausgerichtet habe, habe ich bewusst den Schwerpunkt unserer Beratungen auf das Thema Vereinbarkeit gelegt, weil ich weiß, dass wir dazu nicht nur ein gemeinsames Vorgehen sondern auch eine entsprechende Öffentlichkeit brauchen.
Und dass das nicht von Heute auf Morgen geht, sondern dass dafür neue Leitbilder erforderlich sind ebenso wie Zeit, Ermutigung, Vorbilder, Modellprojekte und Vereinbarungen.
Denn neben der Verbesserung der Betreuungssituation ist auch eine Veränderung in den Köpfen erforderlich und zwar auch in den Köpfen der Arbeitgeber.

Die Landesregierung .arbeitet auf all diesen Feldern. Als Beispiel möchte ich die Servicestelle ZeitZeichen in Trier nennen, die Unternehmen und Beschäftigte in Sachen chancengerechte Arbeitszeiten berät, das Audit Familie und Beruf, die Kampagne viva familia und vieles mehr.

Es hat sich auch schon viel geändert in den letzten Jahren. Aber was ganz sicher noch deutlicher gemacht werden muss, ist den Arbeitgebern zu vermitteln, dass Frauen über 40, die Verantwortung für eine Familie tragen, über Qualifikationen verfügen, die so manch anderer mühsam erlernen muss: Organisationstalent, Zeitmanagement, Konfliktmanagement, Teamfähigkeit, Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen und vieles mehr.
Zudem verfügen Berufsrückkehrerinnen in der Regel über eine ungeheure Motivation und zeichnen sich durch hohe Leistungsbereitschaft und -fähigkeit aus.

Ihnen wünsche ich, dass Sie sich von Ihren enttäuschenden Erfahrungen nicht unterkriegen lassen und dass sich Ihre Einsatzbereitschaft schließlich auszahlen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Doris Ahnen

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