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Frage von Maria S. •

Frage an Dominik Spitzer von Maria S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Spitzer,

im Rahmen der Corona-Krise fordern Sie eine Grippe-Impfpflicht in Bayern, um das Gesundheitssystem zu entlasten. [1] Warum ist unser Gesundheitssystem nicht für solche "Herausforderungen" gewappnet?

Sie rechnen mit einer zweiten COVID-19-Welle im Herbst? Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

Gibt es wissenschaftliche Evidenz dafür, dass die Grippe-Impfung tatsächlich das Gesundheitssystem entlasten würde?

Ist Ihnen bekannt, dass die adjustierte Effektivität der Grippeimpfstoffe meist nur mäßig ist? So lag sie etwa für die Saison 2018/2019 bei nur 21 Prozent. [2]

Eine Studie fand heraus, dass gegen Grippe geimpfte Menschen zwar kein höheres Risiko für Atemwegsbeschwerden hatten, es jedoch zu einer sog. Virusinterferenz zwischen Influenza- und Coronaviren (damals war SARS-CoV-2 noch nicht bekannt) kam, d.h. dass das Risiko, an Infektionen mit Viren aus der Coronafamilie zu erkranken, zunahm. [3] Müssten diese Ergebnisse nicht anlässlich SARS-CoV-2 näher betrachtet werden?

Empfehlungen für die Grippe-Impfung werden derzeit von der STIKO beim RKI nur für Personen ab 60 Jahren ausgesprochen. [4] Für welche Personenkreise schlagen Sie eine Grippe-Impfpflicht vor? Wurden für diese Personenkreise Sicherheitsstudien durchgeführt?

Meiner Meinung nach fungiert das verabschiedete Masernschutzgesetz hauptsächlich als Türöffner für weitere verpflichtende Impfungen und ich habe die starke Befürchtung, dass unsere von der Verfassung garantierten Grundrechte immer weiter eingeschränkt werden, was körperliche Unversehrtheit, Elternrechte und Selbstbestimmung angeht. Wo bitte sind das "F" und das "D" im Kürzel Ihrer Partei, der FDP, abgeblieben?

Ich möchte Sie bitten, auf alle Fragen einzugehen und bedanke mich im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Maria Schmied

[1] https://www.merkur.de/politik/wegen-coronavirus-fdp-fordert-grippe-impfpflicht-13637198.html
[2] https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wirksamkeit-des-grippeimpfstoffs-war-maessig/
[3] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264410X19313647?via%3Dihub
[4] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2019/Ausgaben/34_19.pdf?__blob=publicationFile, Seite 4

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau S.,

vielen Dank für Ihre Frage. Bitte entschuldigen Sie, dass ich sie erst jetzt beantworten kann.

In der Tat habe ich seinerzeit eine zeitlich beschränkte Grippe-Impfpflicht zur Prüfung vorgeschlagen. Das Ansinnen war damals, ein Zusammentreffen mehrerer Belastungsfaktoren (durch eine gleichzeitig stattfindende Grippe- und Corona-Welle) für das Gesundheitssystem zu vermeiden.

Wie sich nun rückblickend zeigt, war dies jedoch nicht notwendig. Allerdings galt es in den frühen Phasen der Pandemie, auf unsicherer Datengrundlage eine vorausschauende Politik zu machen. Dabei sind auf allen Seiten, sowohl bei der Regierung als auch bei der Opposition, Fehler passiert.

Wie Ihnen nicht entgangen sein dürfte, habe ich an der damaligen Forderung im weiteren Verlauf der Pandemie nicht festgehalten und mich auch in der Debatte um eine allgemeine Corona-Impfpflicht gegen eine solche ausgesprochen. Auch nach Jahren als Hausarzt und Abgeordneter komme ich immer wieder in die Situation, mich neu mit Themen auseinandersetzen und neue Blickwinkel und Argumente berücksichtigen zu müssen - dabei kann sich auch eine eigentlich gefestigte Meinung wieder ändern. Hohe Impfquoten sind wünschenswert und ich erachte es als eine staatliche Aufgabe, möglichst viel Aufklärung zu betreiben und Aufmerksamkeit auf solche Thematiken zu lenken. Die Entscheidung, sich impfen zu lassen oder es nicht zu tun, ist letztlich aber eine individuelle, die jeder für sich selbst treffen muss.

 

Mit freundlichen Grüßen, 

Dr. Dominik Spitzer, MdL