Laut Prof. Karl Schlögel sei die Frage, ob Besonnenheit nicht auch eine Schutzvokabel ist, um Zögerlichkeit, Unentschiedenheit zu maskieren. Wie sehen Sie das (Schutz-)Vokabular von Olaf Scholz?
"ZDFheute: ... ist die Situation nicht wirklich bedrohlich - und die Besonnenheit, derer Scholz sich rühmt, angemessen?
Schlögel: Wer so redet, unterstellt ja, dass andere Leute nicht besonnen sind. Besonnenheit ist eine Selbstverständlichkeit. Die Frage ist eher, ob Besonnenheit nicht auch eine Schutzvokabel ist, um Zögerlichkeit, Unentschiedenheit zu maskieren. Es ist klar, dass die gesteigerten Drohungen Ängste hervorrufen. Das ist genau der Effekt, mit dem Putin rechnet." https://tinyurl.com/mpr4w7dw
Wie sehen Sie das besonnenheitssuggestive Vokabular u. die Performanz des jüngsten selbstinitiativen putin-Anrufs des Friedenskanzlers aus der "Partei mit fehlender außenpolitischer Kompetenz" (historisch informiertes, gegenwartsbezogenes Sachurteil u. a. von Prof. Schulze-Wessel, https://tinyurl.com/2xac2tp9, s. auch https://tinyurl.com/4dsc4zr2)? Erhoffen sich Scholz u. SPD-Parteistrateg*innen durch diese "Bewirtschaftung der Angst" mehr Stimmen oder riskieren u. vertiefen Verluste?
Sehr geehrter Herr H.,
danke für Ihre Anfrage.
Olaf Scholz nutzt den Begriff „Besonnenheit“ nicht als Deckmantel für Zögerlichkeit, sondern als Ausdruck eines überlegten, pragmatischen Ansatzes in schwierigen Zeiten. Sein Umgang mit den außenpolitischen Krisen zeigt, dass er trotz der angespannten Lage diplomatische Wege offenhält, anstatt sofort auf Konfrontation zu setzen. Scholz verfolgt einen ruhigen und ausgewogenen Kurs, der langfristig Vertrauen schafft, auch bei unseren Partnern im Ausland. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat gestern noch einmal herausgestellt, dass Deutschland der wichtigste europäische Partner der Ukraine ist. In einer Zeit der Unsicherheit kann diese Besonnenheit nur als Stärke wahrgenommen werden. Mit Olaf Scholz haben wir einen verantwortungsvollen Kanzler, der nachdenkt, bevor er handelt. Der Vorwurf, dass die SPD Angst schüre, übersieht, dass die besonnene Haltung darauf abzielt, eine nüchterne Auseinandersetzung mit Herausforderungen zu fördern, anstatt panische Reaktionen zu erzeugen. Das zeichnet ihn als verantwortungsbewussten Kanzler aus.
Beste Grüße
Dirk Wiese