Die diskutierte Abschaffung des Ehegatten-Splittings bedeutet für mich als Alleinverdienerin knapp 500€ weniger im Monat. Mein Ehemann ist nicht erwerbsfähig. Wie steht die SPD dazu?
Sehr geehrter Herr Wiese, ich bin geschockt, dass jetzt - da endlich wieder eine sozialdemokratische Partei in der Regierung ist - meine Familie finanziell so viel schlechter gestellt werden soll. Wir haben es uns nicht ausgesucht, dass nur ich Geld verdiene, und 500€ sind für uns viel. Wie stehen Sie dazu? Sollten auch Alleinverdiener:innen in die Steuerklasse 4?
Vielen Dank für Ihre Antwort
Sehr geehrte Frau W.
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Ehegattensplitting. Die Ampel-Koalitionäre haben sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die Familienbesteuerung so weiterzuentwickeln, dass die partnerschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche Unabhängigkeit mit Blick auf alle Familienformen gestärkt werden.
Das Ehegattensplitting wird schon seit Längerem kontrovers diskutiert. Das Splittingverfahren ist nämlich dann besonders vorteilhaft, wenn die Einkünfte der Ehegatten bedeutsam unterschiedlich hoch sind. Für den Zweitverdienenden werden hier nur wenig Anreize gesetzt, um ein reguläres Arbeitsverhältnis aufzunehmen. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um Frauen. Somit werden alte Rollenverständnisse begünstigt und andere Familienmodelle benachteiligt.
Es ist nicht mehr zeitgemäß, dass Ehepartner aus Hauptverdiener und Zweitverdiener überdurchschnittlich vom Ehegattensplitting profitieren, während beispielweise nicht-verheiratete Paare mit Kindern keine Berücksichtigung finden. Es ist daher nur richtig, dass wir über Ansätze sprechen, wie Familienbesteuerung gerechter gestaltet werden kann und zu mehr Gleichberechtigung beiträgt. Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich deshalb für eine Änderung des Ehegattensplittings für neu geschlossene Ehen ausgesprochen.
Mit besten Grüßen
Dirk Wiese