Frage an Dirk Wiese von Gertrud M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Wiese,
in dem unter der Adresse https://www.transparency.de/aktuelles/detail/article/widerspruchsloesung-ist-de-facto-bereits-gesetz/ abrufbaren Artikel steht:
Das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Eiltempo durchgebrachte Gesetz fordert schon jetzt: Wenn nicht bekannt ist, dass Patientinnen und Patienten mit Hirnschädigung eine Organspende ausdrücklich abgelehnt haben, sollen die Kliniken alles tun, um eine Organspende zu ermöglichen. In der Praxis entspricht dieses Vorgehen einem Verfahren, wie es in Ländern mit Widerspruchslösung praktiziert wird.
Transparency Deutschland sieht bei den am 1. April auf deutschen Intensivstationen angelaufenen Maßnahmen die Gefahr schwerwiegender Interessenkonflikte.
Meine Frage an Sie ist, ob dies so stimmt oder haben Sie eine andere Interpretation zu diesem Gesetz?
Haben Sie für dieses Gesetz gestimmt?
Wie kann ein Patient widersprechen?
Ich finde es einigermaßen skandalös, daß die Mainstreammedien nicht über diesen Sachverhalt berichten.
Mit freundlichen Grüßen
G. M.
Sehr geehrte Frau M.,
seit Jahren geht die Zahl der Organspender in Deutschland stark zurück. Im vergangenen Jahr stellten lediglich 797 Spender ihre Organe postmortal für Transplantationen zur Verfügung. Das ist der niedrigste Stand seit 20 Jahren. Deutschland liegt mit rd. 10 Spendern pro 1 Mio. Einwohnern bei den Organspendern am unteren Ende im europäischen Vergleich. Im Vergleich dazu weist Spanien eine Spenderzahl von über 40 pro 1 Mio. Einwohner auf. Dementsprechend finden sich auf den Wartelisten für Spenderorgane in Deutschland über 10.000 Patientinnen und Patienten. Auf eine Spenderniere bspw. warten Patientinnen und Patienten im Durchschnitt sechs bis sieben Jahre. Nicht wenige davon versterben auf der Warteliste.
Jede und jeder kann einmal selbst in die Situation kommen, dass man auf eine Organspende angewiesen ist. Und da finde ich es richtig, sich auch selbst dafür bereit zu erklären. Der Organspende-Skandal vor einiger Zeit hat aber sicherlich bei vielen Bürgerinnen und Bürgern zu einer Verunsicherung geführt. Der Vorschlag von Jens Spahn und Karl Lauterbach ist für mich ein zu diskutierender Ansatz. Er bewirkt, dass man sich aktiv im Leben damit auseinandersetzen muss. Er verpflichtet aber niemanden, da man widersprechen kann. Die Alternative, die verpflichtende Abfrage bei der Ausstellung eines Personalausweises, ist ebenfalls bedenkenswert.
Hierüber wird der Deutsche Bundestag intensiv diskutieren und zum gegebenen Zeitpunkt wird jedes Mitglied des Deutschen Bundestages frei und verantwortungsbewusst eine Entscheidung für sich treffen.
Mit besten Grüßen
Dirk Wiese