Ab wann können Bürger wieder angstfrei Bus und Bahn benutzen?

Sehr geehrte Frau H.,

ich habe Ihre Frage zum Anlass genommen, mir die Polizeiliche Kriminalstatistik anzusehen. Auch ich habe wie manch Bürger des Landes den Eindruck, dass bestimmte Straftaten zunehmen und das Sicherheitsgefühl im Land abnimmt. 

Die „gute“ Nachricht ist, dass die Fakten eine andere Sprache sprechen, zumindest teilweise. Wenn Sie das Jahr 2022 mit dem Jahr 2008 vergleichen, einen längeren Zeitraum gibt die Statistik nicht her, dann ist Kriminalität rückläufig. Sogenannte Gewaltkriminalität ist um mehr als 13.500 Fälle gesunken. Auch die gefährliche und schwere Körperverletzung ging signifikant zurück. Straßenkriminalität und Diebstahl sind im Vergleichszeitraum ebenfalls rückläufig. 

Gleichwohl gibt uns die jüngere Vergangenheit Grund zur Sorge, denn von 2021 auf 2022 sind teilweise beachtliche Anstiege sichtbar. Richtige Aussagekraft wird es aber erst im kommenden Jahr geben, denn im Jahr 2021 galten z.T. noch Einschränkungen durch die Pandemie, die ggf. verfälschend wirken. In zahlreichen Bundesländern wird statistisch auch Messerkriminalität erfasst. Allerdings ohne eindeutige Aussagekraft. In einigen Bundesländern nimmt sie zu, in anderen ab. 

Offensichtlich gibt es bei vielen Bürgern dennoch eine Abnahme des Sicherheitsgefühls. Dem ist zu begegnen. Dort, wo dies notwendig ist, muss m.E. die Präsenz der Polizei erhöht werden.

Zum Teil sollte es m.E. auch städtebauliche Änderungen geben. Welche Frau geht abends gerne durch stockfinstere Unterführungen? Solch bauliche Ignoranz sollte enden. 

Wir brauchen natürlich mehr Mittel für Bildung und Freizeitangebote, gerade für Jugendliche, die nicht in den schicken Stadtvierteln groß werden. Nicht zuletzt brauchen wir einen Rechtsstaat, der zügig und konsequent handelt. Permanente Forderungen, wie aktuell häufig zu hören, helfen wenig. Für Kriminalität und Gewalt darf es in unserer Gesellschaft keinerlei falsche Toleranz geben. Nicht in der Familie und nicht auf den Straßen. Nur die EINE wirksame Maßnahme, die gibt es allerdings nicht.

Freundliche Grüße
Dr. Dietmar Bartsch