Frage an Dietmar Bartsch von Ronald N. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Dr. Bartsch,
Deutschland möchte weg von der Atomenergie und hin zu den erneuerbaren Energien.
Nun steht einer der größten Ökostromproduzenten Firma Prokon, mit 75000 Kleinanlegern und 1200 Mitarbeitern kurz vor der Insolvenz.
Werden Sie und ihre Partei sich für die Rettung der Firma Prokon einsetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Niquet,
bei Prokon droht rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Arbeitsplatzverlust. Mit diesen erklären wir uns solidarisch. Die LINKE setzt sich für sozialverträgliche Auffangmaßnahmen für die Beschäftigten ein, wenn sie ihren Arbeitsplatz tatsächlich verlieren.
Auf einem anderen Blatt steht das Geschäftsmodell von Prokon. Dieses ist intransparent und hochriskant.
Seit 2010 steht die Firma Prokon auf der Warnliste der Stiftung Warentest. Verbraucherschützer warnen seit Jahren heftig vor den Anlageangeboten des Unternehmens. Manche sahen in den Angeboten sogar eine Art Schneeballsystem. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht erst seit den jüngsten Meldungen. Schon 2012 stellte das OLG Schleswig irreführende Werbung in den Verkaufsprospekten der Firma fest. Zwar hat Prokon in den letzten Jahren die versprochenen Zinsen ausbezahlt - allerdings offenbar auch aus den Mitteln neuer Geldanlagen. Ein solches System muss irgendwann platzen. Die ausgegebenen Genussscheine sind hoch riskante Anlagen und klassische Produkte des "Grauen" Kapitalmarkts, in dem es keine oder nur eine unzureichende Aufsicht gibt. Hier wurden zahlreiche Privatanleger unter der Flagge "erneuerbarer Energien" in Genussrechte gelockt. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist es fraglich, wie viele Windkraftanlagen Prokon tatsächlich betreibt. Wären es so viele wie es scheinen soll, fragt sich schon, wieso diese Windkraftanlagen nicht als Banksicherheiten hinterlegt werden können, sondern die Anleger um Mithilfe gebeten werden.
Inzwischen hat Prokon Insolvenz angemeldet. Die Genussrechte der über 70.000 Kleinanleger werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nur nachrangig behandelt werden, es droht also ein Totalverlust.
Die LINKE strebt seit langem eine umfassende Regulierung des "Grauen" Kapitalmarktes an, mit sehr viel stärkeren Verbraucher- und Anlegerrechten. Wir treten dafür ein, dass ausnahmslos alle Finanzprodukte unter die Finanzaufsicht fallen. Wir wollen einen Finanz-TÜV mit klaren Regeln und Befugnissen, der hochriskante Produkte gar nicht erst auf den Markt kommen lässt bzw. Befugnisse hat, Produkte vom Markt zu nehmen. Außerdem muss der Vertrieb solcher hochriskanten Produkte zum Schutz von Kleinanlagern untersagt werden.
Bis zum Schluss hat Prokon auf seiner Homepage mit "fairen Geldanlagen" geworben, statt auf das Risiko des Totalverlusts bei den hochriskanten Anlagen hinzuweisen.
Freundliche Grüße
Dr. Dietmar Bartsch