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Frage von Uta Dr. J. •

Frage an Detlev Pilger von Uta Dr. J. bezüglich Senioren

Sehr geehrter Herr Pilger,

warum haben alte Menschen keine Lobby? Die Zustände in Altenheimen sind wegen mangelnder Pflegekräfte besorgniserregend. Alte Menschen können sich nicht mehr wehren und brauchen Unterstützung - insbesondere durch die Politik. Wir alle steuern auf diese Situation zu und es fehlen gute Vorschläge die umgesetzt werden könnten. Mangelnde Finanzen sind das Hauptargument inaktiv zu bleiben. Aber es geht doch um Menschen!!!! Und sind Themen wie Fahrradhelme für Elektrofahrräder wichtiger? das scheint ja ein neues Thema zu sein. Die Altenpflege braucht Menschen ,die sich dafür einsetzen und deren Arbeit wertgeschätzt wird. Auch Kontrollen (unangemeldet) sind wichtig.
Zeit für ein Gespräch darf nicht unter Kostenzwänge fallen d.h. es müssen mehr Pflegekräfte eingestellt werden unter Berücksichtigung von Krankmeldungen ,Urlaub usw. Alte Menschen dürfen nicht "wirtschaftlich" gesehen werden. Es ist eine Frage der Ethik wie wir in unserer Gesellschaft damit umgehen.

Ich bitte Sie , sich dafür einzusetzen ,dass es endlich zu Lösungen und Verbesserungen kommen kann.

Ich erwarte Ihre Antwort

mit freundlichen Grüßen
Dr. Uta Jonas

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Dr. Jonas,

diese Woche erst habe ich die Reportage von Günter Wallraff gesehen, in der sein Team und er sich unter falscher Identität in verschiedenen Altenheimen eingeschleust haben, um so Missstände dort aufzudecken. Es hat mich regelrecht erschüttert. Es macht ich als Mensch und als Christ fassungslos, wie teilweise mit Menschen umgegangen wird. Und natürlich frage ich mich selbst: Wie will ich leben und vor allem: Wie nicht?! An dieser Stelle möchte ich klarstellen, dass ich nicht den Pflegekräften in den Heimen einen Vorwurf mache - im Gegenteil. Wie auch in der Reportage gesehen, gibt es solche und solche. Ein Großteil verrichtet seine oftmals psychische und physisch schwere und belastende Arbeit mit viel Hingabe und Idealismus. Das muss sich natürlich auch in einer angemessenen Bezahlung niederschlagen.

Als Christ ist für mich das Gebot der Nächstenliebe hier leitend. Das schließt ganz besonders auch ein Streben nach Verbesserung der oben genannten Zustände ein.

Ich selbst habe 2 1/2 Jahre als Zivildienstleistender auf der Pflegestation einen Seniorenheims gearbeitet. Hier habe ich bereits in der damaligen Zeit bemängelt, dass die Pflegezeiten für den einzelnen Menschen viel zu kurz bemessen sind. Verschärft hat sich die Situation in der Gegenwart noch dadurch, dass es eine ausufernde Dokumentationspflicht gibt, die ungeheuer viel Zeit absorbiert, ohne das die personellen Schlüsselzuweisung spürbar erhöht worden sind.

Wer seinen Lebensabend in einer Einrichtung für ältere Menschen verbringt - ob bewusst gewählt oder aufgrund von Krankheit - dessen Angehörige müssen und auch er selbst muss sich darauf verlassen können, dass er menschenwürdig und liebevoll um- und versorgt wird.

Denn eines ist klar: Eine Gesellschaft sagt viel über sich aus, betrachtet man Ihren Umgang mit älteren Mitmenschen. Hier haben wir an vielen Stellen Nachholbedarf. Und ich gebe Ihnen Recht: Die Pflege und Versorgung in Altenheimen darf nicht dem Diktat der Bilanzen zum Opfer fallen.

Mit freundlichen Grüßen

Detlev Pilger