Frage an Detlef Müller von Peter S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Müller,
mit Interesse habe ich Ihren Beitrag gelesen. Besonders den Teil der Qualifizierung und Arbeitsmarkt betrifft. Ich, 55J. EDV Administrator Selbstständig, habe in meinem Bekanntenkreis einen nicht unerheblichen Teil an EDV Fachkräften in meiner Altersgruppe die von HartzIV betroffen sind. Ich bin hochgradig motiviert, diesen meinen Freunden, zu helfen wieder ein Arbeitsverhältnis aufzunehmen. Diese Menschen sind sozusagen eine "bunte Auswahl" der EDV, alle hochspezialisiert. Daher würde mich die Konkretisierung Ihrer Aussage dass Fachkräfte in vielen Branchen händeringend gesucht werden sehr erfreuen. Diesen Menschen, die alle Opfer der Altersdiskriminierung der 1990er aller Parteien und der Gewerkschaften sind, wird mit der heutigen Form des "Fordern" zutiefst unrecht getan. Diesen Menschen wird in der Kontuinität, seit des Wahlkampfes 1998, das Recht auf Ihre Würde genommen. Ein Staat der fordert, insbesondere eine Partei die in Ihrem Programm "Gute Arbeit für alle" festgeschrieben hat, und durch Pauschalisierung in den Aussagen der Volksvertreter Bevölkerungsgruppen die durch Ihren persönlichen Status vom Arbeitsmarkt nicht angenommen werden, und dieses ist ein Großteil, mit der Untermenge der "Faulpelze" in einen Topf wirft, dokumentiert seine Handlungsunfähigkeit.
Die Forderung Rente mit 67 des Staates, beding dass der Staat für Arbeit bis 67 J. sorge trägt. Dieses kopple ich direkt, da die +50 hochgradig betroffen sind, mit hrer Aussage "Fördern und Fordern". Wo sind die Tätigkeiten für +50er, die weitgehend eine gesunde berufliche Vita nachweisen, und hohe Qualifikation.
Wenn Sie mir die Perspektive für diese Menschengruppe aufzeigen, die übrigens permanent nachwächst, Ihre Würde zu erhalten wäre ich dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Schulze
Sehr geehrter Herr Schulze,
vielen Dank für Ihre Anfrage bei „Abgeordnetenwatch.de“.
Mir ist zwar nicht ganz klar, auf welchen Beitrag von mir Sie sich hier beziehen (es könnte eine Antwort bei „Abgeordnetenwatch.de“ zum Grundeinkommen sein), aber ich möchte Ihnen natürlich trotzdem antworten.
Realität ist in Deutschland, dass es in einigen Branchen bereits einen Fachkräftemangel (z.B. im Maschinenbau, Elektronik, Chemieanlagenbau, Fahrzeugzuliefererindustrie) gibt. Fakt ist auch, dass sich das Problem durch den demographischen Aufbau unserer Gesellschaft in Zukunft noch verstärken wird.
Trotzdem, und da haben Sie leider recht, sind oftmals auch gut ausgebildete ältere Arbeitnehmer überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen.
Einige Unternehmen, wie zum Beispiel BMW in Leipzig haben das Potential von älteren Arbeitskräften bereits entdeckt und stellen diese vorwiegend ein. Oftmals muss ich aber in Gesprächen oder bei Betriebsbesichtigungen feststellen, dass Firmen vorwiegend jüngere Arbeitnehmer einstellen. Dies ist eine unternehmerische Entscheidung, die ich als Politiker letztendlich akzeptieren muss, denn die Politik kann den Unternehmen nicht vorschreiben, wen sie einstellen.
Die Politik kann nur dafür sorgen, dass möglichst günstige Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Wir versuchen dies mit der „Initiative 50plus“, um bei den Unternehmen auf den notwendigen Einstellungswandel zu zielen: Wir versuchen zu erklären, dass es im Interesse der Unternehmen liegt, die Beschäftigungsfähigkeit älterer Menschen zu erhalten, um mit älter werdenden Belegschaften im Wettbewerb zu bestehen. Um die Erwerbstätigenquote der über 55-jährigen bis zum Jahr 2010 auf mindestens 55 Prozent anzuheben, wird die bessere Wiedereingliederung älterer Arbeitsloser mit einem Kombilohn für Ältere, einem neu gestalteten Eingliederungszuschuss und einer deutlichen Erhöhung der Teilnahme an beruflicher Weiterbildung gefördert. Arbeitgeber und Gewerkschaften müssen sich gezielt dieser Herausforderung stellen; die Bundesregierung unterstützt dies außerdem mit der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA).
Der Schlüssel zu längerer Erwerbstätigkeit liegt meiner Meinung nach in der fortlaufenden Qualifizierung und Weiterbildung der Beschäftigten. Lebenslanges Lernen ist die Voraussetzung dafür, die Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer zu verbessern. Außerdem brauchen wir alternsgerechte Arbeitsbedingungen und eine gesundheitsschonende Gestaltung der Arbeitsplätze. Darüber hinaus brauchen wir auch in Zukunft die Möglichkeit gleitender Übergänge in den Ruhestand, die so flexibel wie möglich gestaltet werden können.
Am dringlichsten ist aber die Tatsache, dass wir Wege finden müssen, das Problembewusstsein für die demographische Entwicklung, die damit verbundenen Anforderungen und den qualitativen Anspruch an humane Arbeitsbedingungen in Unternehmen und Betrieben auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zu wecken und zu stärken. Das heißt, wir brauchen eine aktive Lernkultur in den Unternehmen, die Schaffung von gesundheits- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen in den Unternehmen und eine starke Einbindung der betrieblichen Arbeitnehmervertreter. Das heißt letztendlich nichts anderes, als dass wir vor allem einen Wandel in den Köpfen brauchen - einen grundlegenden Mentalitätswandel!
Mit freundlichen Grüßen
Detlef Müller, MdB