Frage an Detlef Müller von Claudia G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Müller,
Sie sind mir ein Begriff für einen Abgeordneten, der sich für die Menschen in seiner Heimat einsetzt.
Ich frage Sie deshalb, was ist nur los hier in Sachsen? Warum fühle ich mich hier aufgrund nicht nachvollziehbarer Entscheidungen zunehmend fremd in meiner eigentlich schönen sächischen Heimat???
Es tut mir leid. Aber zu diesem Hickhack, denn hier gerade veranstaltet, fällt mir, ehrlich gesagt, nichts mehr ein. In Sachsen verzeichnen wir nach wie vor hohe Fallzahlen. Wir belegen Platz 1 bei der Inzidenz. Bei den Impfungen stehen wir dagegen hinten dran.
In den anderen Bundesländern bleiben die Schulen bis Ende Januar zu, aber wir holen ab 18. Januar pflichtbeflissen die Abschlussjahrgänge zurück. Die letzte Schulwoche mit Präsenzunterricht endete damit, dass immer mehr Klassen in Quarantäne geschickt wurden. Die Lehrer bekamen KN95-Masken, die NICHT dem FFP2-Standard entsprechen.
Der Ministerpräsident erklärt, dass die schwersten Wochen der Pandemie vor uns liegen. Privat dürfen sich nicht mehr als 2 Personen aus 2 verschiedenen Hausständen treffen. In den Schulen lassen wir aber wieder 16 Schüler + Lehrer in einem Raum zu. Lüften ist bei diesen Temperaturen ein recht interessanter Ansatz.
Dann noch die Ferien vorzuverlegen, ist der nächste Tiefschlag für die Menschen hier.
Und auch wer keinen Winterurlaub gebucht hat, würde vielleicht trotzdem gern mit seinen Kindern die regulären Ferien verbringen. Viele Eltern können ihren Urlaub nicht einfach so verschieben.
Ich halte mit Überzeugung sämtliche bisher getroffenen Maßnahmen ein.
Viele Lehrer leisten Hervorragendes, um mit ihren Schülern in Kontakt zu bleiben, nutzen kreative Lösungen. Aber, was die Regierung jetzt veranstaltet, mir fehlen nur noch die Worte. Ich bin traurig und enttäuscht.
Warum geht man trotz hoher Fallzahlen einen derart fragwürdigen Sonderweg???
Ich habe mittlerweile den Glauben an die sächsische Politik verloren.
Mit freundlichen Grüßen
C. G.
Sehr geehrte Frau Gläser,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage, in der Sie die Widersprüchlichkeit der sächsischen Corona-Schutzmaßnahmen hinterfragen. Zunächst wünsche ich Ihnen ein gesundes neues Jahr, welches hoffentlich einen besseren Verlauf nimmt als das Vergangene.
Ich kann Ihr Unverständnis für die neuen Regelungen sehr wohl verstehen. Letztlich sind sie aber das Ergebnis eines Abwägungsprozesses, welcher nicht einfach war und ist. Auf der einen Seite steht die maximale und in Sachsen dringend benötigte Eindämmung des Pandemiegeschehens und auf der anderen Seite die intensive Beschulung der Abschlussjahrgänge. Es ist unbestritten, dass den Schülerinnen und Schülern, die in diesem Jahr vor ihrem Abschluss stehen, die bestmögliche Betreuung anheimfallen sollte. Homeschooling wird diesem Anspruch keinesfalls gerecht und kann aktuell und in diesem Zusammenhang nur als flankierendes Mittel der Betreuung verstanden werden.
Die Verschiebung der Winterferien hat Vor- und Nachteile. Für Eltern und Schüler bedeutet die Regelung abermals eine enorme Herausforderung. Die Schulleitungen bekommen aber mehr Zeit für die Umstellung von Homeschooling auf hybride Beschulung und die Wirkzeit des Lockdowns wird ausgeweitet. Ferner können Schüler, deren Eltern langfristig für die Winterferien Urlaub gebucht haben, einen Antrag auf Befreiung bei der Schulleitung einreichen.
Es ist auch noch nicht gesagt, ob die Schulen nach den Winterferien öffnen werden. Die Öffnung der Bildungsstätten wird auch nach den Ferien vom Infektionsgeschehen abhängen. Falls es dazu kommen sollte, wird es nach den vorgezogenen Winterferien auch nur einen eingeschränkten Regelbetrieb geben können – getrennte Gruppen und Klassen und hybrider Unterricht.
Meine Antwort ist für Sie vermutlich so unbefriedigend wie die aktuellen Regelungen. Nochmals: Sie sind aber das Ergebnis intensiver Beratungen und ich hoffe inständig, dass die Lehrer entsprechend mit Schutzmasken ausgestattet werden, die Klassenverbände gesplittet werden und die Einhaltung funktionierender Hygienekonzepte vom Kultusministerium garantiert wird. Wichtig wären aus meiner Sicht auch gestaffelte Schulanfangszeiten, um voll ausgelastete Schulbusse zu vermeiden. Die Regelungen sind hart und häufig unbefriedigend, aber wir müssen uns weiterhin gegen das Virus zur Wehr setzen. Das heisst auch, sie anzunehmen und nicht nach Schlupflöchern zu suchen. Ich hoffe inständig, dass es in naher Zukunft wieder aufwärts geht.
Mit freundlichen Grüßen,
Detlef Müller