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Detlef Müller
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Frage von Tim M. •

Frage an Detlef Müller von Tim M. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Müller,

wie beurteilen Sie als Lokführer den Arbeitskampf ihrer Kollegen?

Mit freundlichen Grüßen
Tim Mutscher

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Mutscher,

vom Grundsatz her habe ich natürlich Verständnis für die Forderungen meiner Kollegen.
Die Bezahlung entspricht nicht den Anforderungen, gerade im Hinblick auf den vollkommen unregelmäßigen Schichtdienst und v.a. der hohen Verantwortung für Leben und Sachgüter.
Auch sind die technischen Herausforderungen ständig gewachsen: laufende Fortbildungen, regelmäßige schriftliche Prüfungen und Tests auf Fahrsimulatoren zeugen von den Herausforderungen, denen sich ein Triebfahrzeugführer zu stellen hat.
Ja, ich unterstütze die Forderungen der Triebfahrzeugführer nach (deutlich) verbesserten Gehalts- und Arbeitszeitbedingungen.
Aber ich bin gegen einen eigenständigen Tarifvertrag für die Berufsgruppe.
Warum?
Ich habe die Eisenbahn immer als große Familie erlebt: Einer ist für den anderen da, ohne die eine Berufsgruppe könnte auch die andere ihrer Tätigkeit nicht nachkommen.
Sicher hat die Eisenbahngewerkschaft TRANSNET in den letzten Jahren zuwenig für genau die Berufsgruppe Triebfahrzeugführer getan. Die speziellen Forderungen und beruflichen Anforderungen der Lokführer wurden viel zu wenig beachtet.
Aber auch bei TRANSNET ist da inzwischen ein Umdenken zu beobachten.
Mir persönlich wäre eine Einordnung eines wie auch immer gearteten Zusatz-Tarifvertrags- mit separaten Regelungen für Zugdienstleistungen, Schichtdienst usw. für Triebfahrzeugführer wichtig.
Zumal es nicht im Sinne der Beschäftigten sein kann, wenn sich die Arbeitnehmervertretungen auseinander dividieren und einzeln agieren.
Die GdL verfolgt aus meiner Sicht ein durchschaubares, eher machtpolitisches Spiel: Es geht ihr darum, die Stärke einer relativ kleinen Gewerkschaft darzustellen. Es geht sicherlich auch darum, Mitglieder zu gewinnen, auch von anderen Gewerkschaften abzuwerben.

Sicherlich sollte jetzt über das vorgelegte Angebot der Bahn neu verhandelt werden, sicherlich ist es seitens der Bahn in finanzieller Hinsicht nachzubessern.
Aber jetzt sollte zielführend verhandelt werden- ohne ein Land und die Wirtschaft sozusagen in Geiselhaft zu nehmen.
Für die Lokführer sind bessere Arbeitszeitregelungen und eine deutlich bessere Bezahlung wichtiger als ein vollkommen eigenständiger Tarifvertrag, der von allen anderen Tarifregelungen im Bahn-Konzern abweicht.

Mit freundlichen Grüßen

Detlef Müller, MdB

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