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Frage von Theresa S. •

Frage an Daniela Kolbe von Theresa S. bezüglich Senioren

Sehr geehrte Frau Daniela Kolbe,
mein Name ist Theresa Schöpfer. Ich besuche die 10. Klasse der Theodor-Heuss Realschule in Hockenheim (68766). In diesem Jahr halte ich eine Prüfung im Fach MUM (Mensch und Umwelt), bei der es sich um den Demografischen Wandel dreht. Hierzu starte ich eine Umfrage im Staatsbereich.

Zu diesem Thema möchte ich sie fragen:
1) Wie geht der Staat mit dem wachsenden Anteil der älteren Menschen um?
2) Bemerkt man den Wandel?
O sehr?
O ein wenig?
O kaum?
3) Was halten sie davon?

Ich würde mich sehr auf eine Antwort Ihrerseits freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Theresa Schöpfer

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Antwort von
SPD

Liebe Theresa,

herzlichen Dank für Deine Frage. Schön, dass Prüfungen auch zu solchem Wissensdurst führen.

Die Frage, wie wir in einer Gesellschaft mit mehr älteren Menschen zusammenleben wollen, kann der Staat nicht allein lösen -- sie geht uns alle an. Es ist schließlich ein großes Glück, dass die Menschen immer länger leben und der medizinische Fortschritt auch immer mehr Menschen im hohen Alter ein gesünderes Leben ermöglicht.

Ich denke, wir sollten solidarisch miteinander umgehen. Ich halte nichts davon, junge Menschen gegen ältere auszuspielen. Das beginnt natürlich zum einen in der Rente. Die umlagefinanzierte Rentenversicherung, in der die jeweils aktuell arbeitenden Menschen für die jeweiligen Rentnerinnen und Rentner aufkommen, ist ein Ausdruck der Solidarität zwischen den Generationen und hat sich grundsätzlich bewährt. Auch wenn es an einigen Stellen Veränderungsbedarf gibt, bleibt das Umlagesystem richtig, denn es lässt die ältere Generation am Fortschritt teilhaben. Wenn die Menschen in der Zukunft besser produzieren und pro Arbeitenden mehr Wohlstand erwirtschaften (Produktivitätsfortschritt), kann allein damit schon ein Teil des demographischen Wandels abgefedert werden. Private Rentensysteme hingegen sind für Menschen mit geringem Einkommen nicht finanzierbar und bergen die Gefahr, dass die Vorsorge durch Kursverluste oder Finanzkrisen zerstört wird. Auch private Rentensysteme schaffen nicht automatisch mehr Wohlstand, weil die ältere Generation immer darauf angewiesen ist, was die gerade aktive Generation produziert: Geld kann man nicht essen.

Wie man den demographischen Wandel im Alltag bemerkt hängt sicher von der unmittelbaren Lebensrealität ab. Bei dir in der Schule werden sicher die Lehrerinnen und Lehrer immer älter, und weniger junge kommen nach (und auch die Klassenstufen sind kleiner als noch zu Zeiten deiner Eltern). Hier bei mir im Bundestag bin ich einer der jüngsten, aber hier hat der hohe Anteil Älterer eher weniger mit dem demographischen Wandel zu tun.

Aber im Ernst: durch den steigenden Anteil älterer Menschen verändert sich unsere Arbeitswelt. Wir müssen Wege finden, wie wir älteren Menschen einen flexibleren Weg in den Ruhestand ermöglichen. Denn während einige noch im hohen Alter produktiv und rüstig sind, haben andere in körperlich schweren Berufen schon mit Mitte fünfzig gesundheitliche Probleme. Dazu kommt, dass es durch den demographische Wandel mehr Menschen geben wird, die auf Pflege angewiesen sind. Wir brauchen mehr und bessere Arbeitsplätze im Pflegebereich. Auch das ist eine Frage, die die Gesellschaft meines Erachtens solidarisch regeln sollte. Von der angekündigten Privatisierung der Pflegeversicherung halte ich daher nichts. Auch im Bereich des Wohnens muss umgedacht werden: Altersgerechtes Wohnen ist hier das Stichwort. Ähnliche Herausforderungen kommen auf uns im Bereich Verkehr zu: wie muss beispielsweise Bus- und Bahnverkehr aussehen, wenn immer mehr ältere Menschen ihn nutzen? Diese Liste ließe sich fortsetzen.

Zusammengefasst: man merkt den demographischen Wandel schon, aber nicht "sehr" in dem Sinne, dass er die wichtigste gesellschaftliche Entwicklung unserer Zeit wäre. Dennoch ist es wichtig sich damit auseinanderzusetzen und Wege in eine solidarische Gesellschaft mit einem höheren Anteil älterer Menschen zu suchen.

Freundliche Grüße,
Daniela Kolbe