Was werden Sie tun um die Menschen in Afghanistan in Sicherheit zu bringen?

Sehr geehrter Herr M.,

in den vergangenen und in den nächsten Tagen und Wochen gilt es, unsere deutschen Staatsangehörigen und so viele ehemalige afghanische Ortskräfte wie möglich gemeinsam mit ihren Familien in Sicherheit zu bringen. Zusätzlich sollen auch Menschen- und Frauenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger, Journalisten und Kulturschaffende dazu gehören. Dies ist unser oberstes Ziel, gemeinsam mit unseren internationalen Partnern. Eine Luftbrücke ist mittlerweile aufgebaut und funktioniert inzwischen trotz aller lebensbedrohlicher Hindernisse gut. Dabei ist klar, dass aktuell wohl nur evakuiert werden kann, wer überhaupt am Flughafen Kabul ist oder dort hineingelassen wird. Um das zu ändern, bzw. dafür zu sorgen, dass auch Ortskräfte, die nur einen afghanischen Pass haben, und deren Familien ausreisen können, verhandeln Vertreter der Bundesregierung mit der Taliban. Mit den Taliban zu reden ist nicht wünschenswert aber zu diesem Zeitpunkt absolut unumgänglich. 

Lassen Sie mich ganz klar sagen: Das westliche Bündnis insgesamt und damit auch die deutsche Bundesregierung haben die Lage vor Ort falsch eingeschätzt. Das Ausmaß dieser Fehleinschätzung und die gravierenden Folgen schockieren auch mich. Die Gründe dafür müssen umfassend analysiert und anschließend die richtigen Schlüsse – auch im Zusammenhang mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr insgesamt – gezogen werden. In diesen Tagen liegt aber der Fokus zunächst weiter auf der Evakuierung.

Mit freundlichen Grüßen

Daniela Kolbe