Frage an Daniel Caspary von Alex K. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Caspary,
ich war der Meinung das Sie sich für bessere Bedingungen auch für Baby´s und Kleinkinder im Bezug auf deren Ernährung und den Verbraucherschutz im generellen einsetzen.
Leider ist dem nicht so. Warum? In der aktuellen Abstimmung vom 20.01.2016 des EU Parlamentes haben Sie gegen eine Verbesserung des Verbraucherschutzes gestimmt und wollten den Rechtsakt zur höheren Beimischung von Zucker durchsetzen.
Was sind Ihre Gründe für mehr Zucker und mehr Pestizide in Babynahrung? Weshalb möchten Sie nicht Kinder schützen?
Danke für schnelle erklärende Antwort?
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema des Verbraucherschutzes bei Baby- und Kleinkindnahrung. Ihrer Kritik, dass ich mich gegen eine Verbesserung dieses Verbraucherschutzes gestellt habe, kann ich nicht zustimmen.
Mit dem neuen Verordnungsvorschlag der EU-Kommission über Beikost für Säuglinge und Kleinkinder sollten strenge Regeln zur Etikettierung, Zusammensetzung und Werbung für diese Produkte eingeführt werden. Diese Ziele halte ich für sehr erstrebenswert. Da die Regelung aber besagt, dass 30% der Energie in den Produkten aus Zucker stammen darf, hat der linke Flügel des Europäischen Parlaments den Vorschlag zurückgewiesen.
Dies mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, um Kleinkinder vor zu viel Zucker zu schützen. Auf den zweiten Blick ergibt sich allerdings ein anderes Bild: So sollte der zugelassene Zuckergehalt für Beikost ca. 30% niedriger sein als der Zuckergehalt in Muttermilch. Außerdem ist der Zuckergehalt zahlreicher Beikost-Produkte, die derzeit auf dem Markt sind, wesentlich höher, als es nach dem neuen Grenzwert erlaubt gewesen wäre. Das Veto des linken Flügels des Parlaments sorgt also dafür, dass Babys und Kleinkinder weiterhin mit zu viel Zucker gefüttert werden, anstatt einen sinnvollen Grenzwert einzuführen, der sich an den Empfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit orientiert.
Die Forderung, dass die Kommission sich an den von der WHO vorgeschlagenen Grenzwerten orientieren soll, sehe ich insofern kritisch, als dass diese aus wissenschaftlicher Sicht fragwürdig sind. Außerdem beziehen sich diese Grenzwerte nicht auf natürlicherweise in frischem Obst und Gemüse sowie Milch enthaltene Zucker, so dass diese Grenzwerte ohnehin irreführend sind. Und auch die Forderung einer Nulltoleranzstrategie für Pestizidrückstände ist mit Sicherheit gut gemeint, aber technisch schlichtweg nicht möglich. Für Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder gelten schon jetzt die strengsten technisch machbaren Grenzwerte, so dass hier der Sinn für Realität nicht verloren gehen sollte.
Der Verbraucherschutz für Babys und Kleinkinder ist ein wichtiges und verantwortungsvolles Thema. Dementsprechend müssen hier gesundheitlich richtige und technisch machbare Grenzwerte eingeführt werden, statt mit Forderungen nach unrealistisch niedrigen Werten dafür zu sorgen, dass gar keine strengeren Regeln durchgesetzt werden.
Sollten Sie noch Rückfragen haben, wenden Sie sich gerne wieder an mich.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Caspary