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Dagmar Andres
SPD
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Frage von Martin R. •

Gibt es Pläne in Ihrer Partei, Kleinanleger beim Vermögensaufbau zu unterstützen?

Sehr geehrte Frau Andres,

vielen Dank für die ausführliche Antwort vom 23.08.2024, in der Sie vor allem auf Themen wie die Besteuerung sehr hoher Vermögen bzw. die Steigerung des individuellen Arbeitseinkommens eingegangen sind. Mir ging es bei meiner Frage jedoch vor allem darum, wie die Politik (SPD) die Bürger aus der Mittelschicht bei der Vermögensbildung unterstützen kann. Und hier geht es eben nicht vorrangig um Arbeitseinkommen, welches auf dem Girodkonto landet und dort von der Inflation aufgefressen wird. Vermögen entsteht vor allem durch Investitionen in Sachwerte, die langfristige Renditen oberhalb der Inflation ermöglichen. Hier kommen bei Menschen, die sich keine Immobilie leisten können, vor allem Aktien ins Spiel und bei der Förderung der Aktienkultur stehen eben nicht die CDU oder die FDP auf der Bremse, sondern vor allem auch Ihre Partei. Gibt es hier Pläne, Kleinanleger (nicht die Reichen) zu unterstützen, z.B. durch einen höheren Sparerfreibetrag.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr R.,

sehr gerne habe ich Ihre Frage beantwortet. Ausgehend von der Kernfrage, welche Ursachen die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland hat, habe ich diese umfangreich beantwortet.

Gerne gehe ich auch kurze auf Ihre weitere Frage ein, bitte aber um Verständnis, dass die Plattform abgeordnetenwatch.de nicht geeignet ist, eine vertiefte Diskussion über ein Thema zu führen.

Grundsätzlich können Kapitalerträge, wie z.B. Dividenden, zu einer Vermögensbildung beitragen. Insbesondere für Anleger:innen, die regelmäßig in Aktien, ETFs und andere Fonds investieren und reinvestieren können, bietet sich hier eine zusätzliche Einkommensquelle und die beschleunigt den Vermögensaufbau durch den Zinseszinseffekt. Allerdings profitieren vor allem diejenigen davon, die über ausreichendes Kapital und Finanzwissen verfügen, während für viele Haushalte der Zugang zu diesen Erträgen aufgrund von Einkommens- und Vermögensungleichheit begrenzt ist. Trotz steuerlicher Vorteile und staatlicher Anreize bleibt der Zugang zu Kapitalerträgen in Deutschland ein Privileg, das nicht alle gleichermaßen nutzen können.

Aus sozialdemokratischer Sicht bleibt es daher entscheidend, die Einkommenssituation der Arbeitnehmer:innen zu verbessern. Erst wenn über die Sicherung des Lebensunterhalts hinaus noch freie Finanzmittel verfügbar sind, können Menschen auf dem Aktienmarkt tätig werden oder in Fonds mit starker Rendite investieren. Um die Einkommenssituation von Arbeitsnehmer:innen zu verbessern, bleiben daher ein steigender Mindestlohn, eine stärkere Tarifbindung und ein Zurückdrängen prekärer Beschäftigungsverhältnisse dringende Themen der SPD.

Die von Ihnen angesprochenen Kleinanleger:innen unterstützen wir durch den Sparerpauschbetrag, der derzeit für Einzelpersonen bei 1.000€ und für Ehepaare bei 2.000€ liegt und Kapitalerträge bis zu dieser Höhe steuerfrei stellt. Zuletzt angehoben wurde dieser Betrag zum 1. Januar 2023 - unter der aktuellen SPD geführten Bundesregierung. Erst darüberliegende Erträge werden pauschal mit 25% abgegolten. Hiervon profitieren jedoch Anleger:innen mit hohen Dividenden und starken Renditen wesentlich stärker. Eine Abschaffung der Abgeltungssteuer und Besteuerung der Kapitalerträge nach dem persönlichen Einkommenstarif könnte auch Kleinanleger:innen besserstellen. Jedoch fehlen für eine solche Reform aktuell die politischen Mehrheiten. 

Ich hoffe, dass ich Ihnen auch Ihre weitergehende Frage damit beantwortet habe.

Mit freundlichen Grüßen

Dagmar Andres, MdB

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