Frage an Claudius Lieven von Nikolaus D. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Lieber Claudius Lieven,
ich wohne im 4. Stock mitten im ruhigen Nord St. Pauli. Über die Dächer kommt bei Süd-Wind Hafenlärm ähnlich eines Flugplatzes mit laufenden Turbinen von Flugzeugen.
Der Hafen nimme eine rasante Entwicklung.
Ist in der Bürgerschaft die Problematik bekannt, dass in deutlich vom Hafen entfernten Wohngebieten derartige Lärmschleifen über die Dächer ziehen (Kein Nostalgisches Hafen Tuten und Kontainerklappern mehr). Bei geschlossenen Fenstern liegt ein unangenehmes tieffrequentes Brummen im Raum.
Gibt es Planungen die im Hafen liegenden Schiffe zum Ausschalten der Motoren zu bewegen?
Wer in Hamburg sammelt derartige Beobachtungen?
Immer öfter ist der durchaus 24stündige Industrielärm deutlich unangenehm.
Für eine Einschätzung und Ansprechtipps wäre ich dankbar.
Einen lieben Gruß
Nikolaus, nähe Otzenkirche
Sehr geehrter Herr Dinckelacker,
das Problem kenne ich sehr gut, da ich im selben Stadtteil wohne und das Krachen der Container im Hafen zuweilen auch noch höre. Der Hafen ist praktisch ein riesiges Industriegebiet mitten in der Stadt und wohl schon seit dem Aufkommen der stählernen Dampfschiffe mit viel Lärm und Luftemissionen verbunden. Aktuell verschärfen sich die Probleme durch den rasanten Anstieg des Containerumschlages in Hamburg. Der geplante Ausbau mehrerer Terminals (v.a. Tollerort und mittlerer Freihafen) führt zu Problemen mit der angrenzenden Wohnbebauung.
Wir sehen dies als ein wachsendes Problem an. Um die Konflikte an der Schnittstelle zwischen Stadt und Hafen in den Griff zu bekommen müssen u.e. eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören Vorkehrungen um den Lärm bei der Containerverladung zu reduzieren. Dies ist vor allem landseitig möglich. Dazu gehört auch, dass die Warnsignale der Van Carrier im Hafen umgestellt werden (Optisch/Akustisch) Die Emissionen der ständig im Hafen betriebenen Fahrzeuge müssen reduziert werden. Ein besonderes Problem sind die Motoren der Seeschiffe. Wir wollen die Verbrennung v.a. von schwefelbelasteten Treibstoffen im Hafen reduzieren und mittelfristig ganz unterbinden. Dazu braucht es eine leistungsfähige Landstromversorgung für die im Hafen liegenden Schiffe. Dies ist allerdings technisch nicht ohne weiteres machbar. Die notwendige Leistung ist sehr groß, wird aber nur unregelmäßig abgefordert. Hinzu kommt, dass die Spannungsversorgung der Schiffe unterschiedlich ist. Daher sind neue technische Lösungen erforderlich (evtl. Brennstoffzellen). Ziel ist, die im Hafen liegenden Schiffe zum ausschalten ihrer Motoren zu zwingen. Ideal wäre es natürlich, wenn die Verbrennung von schwefelbelastetem Schweröl in Schiffsmotoren international unterbunden würde. Hierzu ist allerdings eine Einigung in den Gremien der internationalen Seeschifffahrtsorganisationen nötig und die scheint noch in weiter ferne zu liegen. Wir wollen dennoch, dass Hamburg mit dem hier möglichen beginnt, damit wir hier eine Minderung der Probleme erreichen und auch um Vorreiter bei der Lösung dieses weltweit wichtigen Problems zu werden. Wir meinen, dass ein technologisches Engagement in diesem Bereich der maritimen Industrie strategisch gute Absatzchancen mit sich bringen wird.
Beim Ausbau von Containerterminals sind betroffenen Anwohner (Grundeigentümer) klageberechtigt. In Övelgönne wird m.w.n. schon eifrig gegen den Ausbau geklagt. Ich vermute allerdings, dass der Anstieg der Lärmemissionen "in der zweiten Reihe" (Ottensen, St.Pauli) nicht ausreichen um Klagerechte zu begründen. Genau müsste dies durch Lärmgutachten geklärt werden. In der Emissionsthematik kompetent ist die Kanzlei Günther, Wollenteit, Haak, die auch bei der Airbus-Werkserweiterung aktiv gewesen ist.
Viele Grüße
Claudius Lieven MdHB