Frage an Christoph Hentzen von Holger R. bezüglich Bildung und Erziehung
Guten Tag Herr Hentzen,
in der gestrigen Podiumsdisskusion in der Darmstädter Centralstation schlossen sie aus der geringen Beteiligungsquote der Migranten an höherer Bildung, dass dies auf das geringe Interesse der Migranten selbst an Bildung zurückzuführen sei. Diese "Kausalität" scheint mir hanebüchen, zynisch, ja, nachgerade fremdenfeindlich. Genausogut könnte man Armen vorwerfen sie hätten kein Interesse an Wohlstand.
Könnte es denn nicht viel eher so sein, dass eine Bildungspolitik, wie die der FDP, namentlich: Selektion, Studiengebühren etc. den Zugang zur Bildung für viele erschwert?
Wie sieht ihrer Meinung nach eine gerechte Bildungspolitik aus, in der niemand auf Grund seiner (sozialen) Herkunft benachteiligt wird?
H. Rößer
Sehr geehrter Herr Rößer,
in der fragliche Veranstaltung habe ich darauf hingewiesen, daß Migrantenkinder aus Vietnam in der 2. Generation die höchsten Abschlüsse erreichen. Sie erreichen zu 74 % das Abitur und damit mehr als Kinder aus Deutschen Familien. Ich habe klar gesagt, daß dies auf das höhere Engagement der Eltern für die die Bildung ihrer Kinder zurückzuführen ist, als in anderen gesellschaftlichen Kreisen und das diese Eltern auch ihrer Erziehungsverpflichtung nachkommen, was andere offensichtlich nicht ausreichend tun. Darüber hinaus habe ich für Kinder mit mangelnden deutschen Sprachkenntnissen verpflichtende deutsche Sprachkurse gefordert und darauf hingewiesen, daß erst bei nachgewiesener Sprachkompetenz eine Einschulung in die Grundschule sinnvoll ist. Dies setzt die hess. Landesregierung mit den Ministern Hahn und Henzler gerade um.
Desweiteren bin ich der Überzeugung, daß unser heutiges Schulsystem durch Förderunterricht ergänzt werden muss. Wie Herr Storm richtigerweise festgestellt hat, haben die Bundeländer, die seit Jahrzehnten, im Gegensatz zu Hessen, schwarz-gelb regiert wurden, bei der Pisastudie vergleichbar gut abgeschnitten wir die besten Länder. Deutschland ist von den Ländern mit einer Gesamtschulphilosophie in den Ergebnissen heruntergezogen worden.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Hentzen