Christoph Dammermann
FDP
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Frage von Marcus K. •

Frage an Christoph Dammermann von Marcus K. bezüglich Soziale Sicherung

1.
Mit welchem Verständnis ist es zu rechtfertigen, das die bundesdeutschen Bürger in Pflichtversicherungen wie KV, RV, AV und PV einzahlen MÜSSEN und im Falle der Inanspruchnahme nicht mal ansatzweise das ausgezahlt bekommen, was sie jahre- und jahrzehntelang eingezahlt haben.
Ist da der soziale Gedanke nicht vollständig korumpiert und pervertiert, wenn 40 und gar mehr Jahre für andere in die gesetzlichen Kassen eingezahlt wird, und dann, wenn man selbst diese in Anspruch nehmen muss, kaum Leistung dem entgegensteht. Fragt man sich da nicht, wohin das ganze Geld fliesst?!
2.
Als Arbeitgeber stehe ich am Ende des Monats immer vor der Frage, wieso ich durch obengenannte Pflichtbeiträge 1/3 höhere Personalkosten habe.
Wäre es Ihrer Meinung nach nicht sinnvoller, die Lohnnebenkosten erheblich zu senken? Ich für meinen Teil zahle meinen Mitarbeitern lieber höhere Löhne und stelle mehr Leute ein. Dies würde, neben der Belebung der Konjunktur zu einer größeren Motivation und vorallem geringeren Arbeitsbelastung führen = weniger Krankenstand, weniger KV-Leistungen.
3.
Wir erleben in Griechenland etc. was passiert, wenn ein Land über seinen Verhältnissen lebt.
Wie kann eine Nation wie Deutschland, groß geworden aus dem Nichts, den gleichen Fehler begehen?! Mir verschliesst sich die Logik, wenn wir über Bürgschaften und Zahlungen an andere Länder in und außerhalb von Europa reden, die nur durch SCHULDEN getragen werden.
Für mich als Unternehmer wäre es ja dasselbe, wenn ich die Bankkredite meiner Mitarbeiter zahle. Das würde irgendwann dann auch auf mich zurückfallen und damit das Unternehmen gefährden. Damit wären dann alle auf der Strasse. Kann ein Politiker wirklich so blind und so verantwortungslos sein, weiterhin neue Schulden zu machen um alte aber vor allem auch die Schulden anderer zu zahlen?
In welcher Bilanz sind denn dafür Reserven gebildet worden?
Muss erst eine schwäbische Hausfrau kommen, um zu erklären, das man nur ausgeben kann, was man hat?

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Klöckner,

ich danke für Ihre Fragen und beantworte diese wie folgt:

1. Dass man in eine Versicherung in der Regel mehr einzahlt als man herausbekommt, ist zunächst mal dem Grundprinzip jeder Versicherung geschuldet: Man tut sich zusammen, um gegen extreme Risiken abgesichert zu sein. Auch eine Feuerversicherung zahlen 99 % der Versicherten mehr als sie herausbekommen. Nur die wenigen, wo es wirklich brennt, bekommen mehr als ihren Beitrag zurück.
Ihre Frage zielt eher dahin, inwiefern es bei unseren sogenannten sozialen Versicherungen nicht eher um Spargemeinschaften handelt, bei denen auch die Rendite stimmen sollte.
Für Krankenversicherung, Pflegeversicherung und Arbeitslosenversicherung gilt sicher eher das Versicherungsprinzip: Alle zahlen ein, die, die es trifft, werden abgesichert.
Für die Rentenversicherung kann man das durchaus anders sehen (und ich verstehe Sie so, dass Ihre Frage vor allem darauf zielt). Da allerdings die durchschnittliche Rentenbezugszeit inzwischen stark gestiegen ist und mancher fast genauso lange Rente bezieht wie er bzw. sie vorher eingezahlt hat, kann man das sicher so pauschal nicht sagen.
Ich bin generell der Meinung, dass die Pflichtversicherungen wirklich nur zur grundlegenden Lebensstandardsicherung da sein sollten, alles weitere kann man gut und gerne den privaten Vorsorgebemühungen überlassen. Da ist man als Kunde eher in der Lage, sich die individuell richtige Strategie zurechtzulegen.
Möglicherweise steht aber auch eine konkrete Lebenssituation hinter Ihrer Frage? Dann können wir uns gerne darüber austauschen, aber sicher nicht über ein öffentliches Forum.

2. Die Lohnnebenkosten zu senken, ist ein wichtiges Ziel der FDP (und nur der FDP). So haben wir aktuell z.B. den Rentenversicherungsbeitrag (gegen politischen Widerstand der Opposition) gesenkt, um genau den von Ihnen angesprochenen Effekt zu erzielen. Das ist natürlich ein langer Weg, aber wir müssen ihn gehen.

3. Mit ihrer dritten Frage sprechen Sie mir grundsätzlich aus dem Herzen (was die wirtschaftlichen Zusammenhänge betrifft). Schulden bekämpft man nicht mit neuen Schulden. Klar ist für mich aber auch: Natürlich müssen wir unseren griechischen Freunden helfen. Ich glaube tatsächlich, dass es bessere Wege gibt, als alle Länder um jeden Preis im Euro zu halten. Aber Ihr Bild zeigt es natürlich ganz gut: Einem tüchtigen Mitarbeiter, der in Not geraten ist, wird jeder Arbeitgeber gerne Kredit geben und ihm helfen, aus der Misere herauszukommen. Kein Arbeitgeber wird aber blind die Schulden aller Mitarbeiter übernehmen und sich dadurch selbst gefährden. Das schlagen mit den Euro-Bonds die Oppositionsparteien vor: allgemeine Schulden-Übernahme für alle. Wir bleiben bei der Linie: Leistung nur bei Gegenleistung. Schließlich profitieren wir auch davon. Wenn Sie der Meinung sind, dass weiterhin Bürgschaften etc. nur unter strengen Bedingungen möglich sein sollen, sind Sie mit Ihrer Stimme für die FDP (und für mich persönlich) an der richtigen Adresse.

Mit besten Grüßen

Christoph Dammermann