Christian Suhr, Direktkandidat Die Linke
Christian Suhr
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Frage von Brigitte B. •

Wie soll in Zukunft Elternhaus, Kita und Schule werden?

Wäre schön in Zukunft mehr von Ihnen zu hören. Wünsche Ihnen und uns Sonntag viel Erfolg.

Christian Suhr, Direktkandidat Die Linke
Antwort von
Die Linke

Hallo, Frau B.! Die Fragestellung ist sehr weit gefaßt. Ich möchte mit meiner persönlichen Sicht anfangen: Als Angestellter hatte ich regelmäßig eine 50-Stunden-Woche mit einem Gehalt von gerade mal 1.400 Euro netto - Überstunden inklusive, Arbeitsvertrag habe ich noch aufgehoben zur Abschreckung gewissermaßen. An Familienplanung war weder finanziell noch zeitlich zu denken. So habe ich mich selbständig gemacht, um so auch meine Kinder groß werden zu sehen. Zum Glück hat es für mich geklappt, doch ich weiß, ich bin da eher die Ausnahme als die Regel.

Ich selbst kenne es so, daß ich meinen Vater höchstens am Wochenende oder mal nach Feierabend gesehen habe. Das wollte ich nicht für meine Kinder. Das will ich für kein Kind!

Gleichzeitig hat sich das Leben in vielen Punkten deutlich erschwert. Alleinerziehende, meist Frauen, die häufig auf sich allein gestellt sind. Oder beide Elternteile müssen arbeiten, weil ein Gehalt nicht mehr reicht. Kitas und Schulen - wie man zu Coronazeiten sehr gut sehen konnte - werden gefühlt zunehmend zu Parkplätzen für Kinder. Gleichzeitig sogenannter Fachkräftemangel im Erziehungswesen und in der Bildung. Und bei zahlreichen Gesprächen zeigt sich, daß junge Menschen einerseits aus finanziellen Gründe derzeit an Familienplanung überhaupt nicht denken wollen, andererseits Angst haben, in diese Gesellschaft und Welt jetzt Kinder zu setzen mit Blick auf Rechtsruck, Klimawandel, wirtschaftlicher Unsicherheit u.v.m.

Meine Frau und ich sehen es zum Beispiel als sehr wichtig an, daß wir die Möglichkeit nutzen, mittags mit unseren Kindern zusammensitzen zu können, die Nachmittagsplanung individuell gestalten zu können. Auch mit dem Anspruch, erzieherisch der Verantwortung gerecht zu werden. Doch ich kann auch das Programm der Linken nachvollziehen, mit Blick auf eine Ganztagsbetreuung, die allen ermöglicht werden soll. Wobei ich hier für ein offenes, freiwilliges Konzept einstehe. 

Ich möchte nicht, daß der Staat die Kinder erzieht! Aber ich möchte auch nicht, daß Eltern allein gelassen werden bei der Erziehung! Wie oft werden Kinder krank zu Kita und Schule geschickt, weil Eltern keine Möglichkeit sehen, so oft ihre Arbeit fallenzulassen ... das macht auch was mit den Kindern!

Das Konzept der Linken basiert auf der Grundüberzeugung, daß jedem Menschen unabhängig von Herkunft und Einkommen Bildung frei ermöglicht werden müsse, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Lernen muß lebenslang möglich sein und auch nicht mehr so starr nach Leistungsdenken, sondern als gemeinsames Lernen (vgl. skandinavische Länder etc.). Keine Hausaufgaben. Mittagsverpflegung ebenfalls frei sowie Lernmittelfreiheit für Bücher und digitale Medien. Auch das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern wollen wir aufheben und im Gegenteil mehr Kooperation und finanzielle Beteiligung durch den Bund.

Daneben streiten wir für eine zeitlich bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, bezahlbares Wohnen, gute Nahversorgung, bessere Betreuungsschlüssel, gelebte Inklusion und Integration u.v.m. Nicht zu vergessen sozialpädagogische Fachkräfte, die den Schulalltag begleiten. 

Wahrhaftige Bildung ist mehr als nur am Ende funktionieren müssen im System. Bildung bedeutet auch Vermittlung von sozialer Kompetenz, Aufklärung, Empathie, Toleranz und Respekt füreinander und mit Blick auf die Umwelt.

Wenn ich frotzeln darf: Ich glaube, bei Bildung wird immer gern gespart, weil sonst zu viele kritische Geister aus den Schulen kämen ... doch das ist nur meine Theorie.

Melden Sie sich gern bei weiteren Fragen!

Hier auf der Seite der Linken:
https://www.die-linke.de/themen/bildung/

Herzliche Grüße

Chris


P.S.: Es heißt, am Ende erinnern sich nur die Kinder daran, wenn Eltern andauernd Überstunden gemacht haben ...