Förderung/Unterstützung der Bio-Landwirtschaft . Der Mindestlohn ist für die Biolandwirte/Kleinbetriebe schwer zu leisten. Die Agrarpolitik des Bauernverbandes katastrophal. Vermarktung schwierig. Wie und wo setzt Du/Deine Partei Dich/sich ein?
Der Mindestlohn ist für die Biolandwirte/Kleinbetriebe schwer zu leisten. Die Agrarpolitik des Bauernverbandes katastrophal. Vermarktung schwierig. Wie und wo setzt Du/Deine Partei Dich/sich ein?
Grüße und gute Wünsche, Bernd P.

Moin, Herr P.,
ich selbst bin gewissermaßen aus Gründen der Solidarität und um einen kritischen Einblick in die Landwirtschaft zu bekommen vor einigen Jahren als Verbraucher Mitglied bei der AbL geworden. Allgemein ist das Wachse oder Weiche ein großes Problem, welches aber nicht möglich wäre, wenn nicht immer einzelne Betriebe das Spiel mitspielen würden. Hier hat der Bauernverband m.E. versagt und hätte für eine übergreifende Solidarität sorgen müssen statt das Spiel Reise nach Jerusalem immer weiter zu befeuern (siehe auch Klaus Kliem, der gewissermaßen an ALDI verkauft hat). Zahlreiche Betriebe arbeiten schon jetzt im Nebenerwerb. Gleichzeitig ist zu sehen, wie Öko/Bio durch den Gang in die Supermärkte und Discounter eine Konventionalisierung erlebt, voll im Preiskampf drin steckt. Hier ein Artikel, den ich mir 2019 dazu beiseitegelegt hatte:
https://taz.de/Preiskampf-in-der-Biobranche/!5600467/
Als Linke kämpfen wir für bezahlbare und gute Lebensmittel auf Verbraucherseite genauso wie für faire Preise für die Erzeugerseite. Unsere Anfrage in der vorangegangenen Legislaturperiode an das Ministerium unter Frau Klöckner hat ergeben, daß nicht mal 14% bei den Bäuerinnen und Bauern landen, 40% im LEH landen. Auch wurden mehrere Maßnahmen - wie in Frankreich das Wegwerfverbot - angesprochen und damit beantwortet, daß man ja lieber den freien Markt machen lassen wolle. Hier steht vieles drin, sehr lesenswert:
https://dserver.bundestag.de/btd/19/153/1915354.pdf
Bei der Verbraucherseite müssen wir - überwacht, damit sich LEH und Co. die Differenz nicht einsammeln - die Steuern im ersten Schritt streichen. Auf der Erzeugerseite braucht es die öffentliche Hand als starken Partner, da Verarbeiter und LEH am längeren Hebel sitzen. Auch wenn es eine Frage der EU ist, wäre ein wichtiger Schritt das Thema GAP bzw. Direktzahlungen (nicht mehr nach Fläche, sondern viel stärker auf Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet). Dort, wo die öffentliche Hand für die Versorgung zuständig ist (z.B. Kitaverpflegung/Schulverpflegung) entsprechende Ausschreibungen für Bio/Öko. Auch Maßnahmen wie Wegwerfverbot im LEH wie in Frankreich sind Teil der Maßnahmen wie auch die nachhaltige Umsetzung von Maßnahmen gegen unfaire Geschäftspraktiken (Unfair Trading Practices).
Ebenfalls sind Themen wie Freihandel (Mercosur etc.) und Export/Import kritisch zu betrachten, siehe Mutationszüchtung, Ernährungsbilanzen (Obst- und Gemüse ist ausbaufähig, gelinde gesagt), Importkontingente und ähnliche Problematiken.
Letztlich ein Bruch mit der Wachse oder Weiche Mentalität inklusive Maßnahmen gegen Bodenspekulation (landwirtschaftsfremde Investoren, Share Deals usw.), für hofübergreifende Konzepte (Produktionsgenossenschaften), Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten (gerade in Zeiten des Klimawandels trocknet Südeuropa einfach aus), für Unterstützung bei Hofnachfolge und Bereitstellung von Agrarflächen für faire Pacht (Allmende-Gedanke).
Vieles können Sie auch online finden.
Zusammenfassen möchte ich es aber mal mit eigenen Worten:
Wir brauchen nicht viel konventionell und ein bißchen Bio.
Sondern wir brauchen eine insgesamt ökologisch und sozial nachhaltig wirtschaftende Landwirtschaft, die nicht weiter stirbt und industrialisiert wird!
Bestes Beispiel: Bei Agro-Gentechnik und -Chemie stellt sich über kurz oder lang immer ein Resistenzdruck ein, so daß es früher oder später eh eines mechanisch-biologischen Pflanzenschutzmanagements bedarf. Deswegen ist es nicht nur fürs Gefühl, sondern wirklich essentiell, daß wir die Ökologisierung der Landwirtschaft aktiv unterstützen bis hin zum Wassermengenmanagement!
Landwirtschaft wird die tragende Säule der zukünftigen Versorgung darstellen. Die Industrie wird dahingehen, wo es noch Süßwasser gibt, die Landwirtschaft nur dort dauerhaft Bestand haben. Und das ist für Deutschland in Zeiten des Klimawandels eine Zukunftschance!