Frage an Christian Fender von Katarina G. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Wie stehen Sie zu Studiengebühren, Kitagebühren und Büchergeld?
MfG Katarina Günther
Hallo Katarina, danke für die Frage, hallo an alle anderen LeserInnen,
zurzeit bin ich bei dem Thema Studiengebühren sehr aktiv. Ich habe als Mitglied im Studierendenparlament der Alice-Salomon-FH eine Podiumsdiskussion mit VertreterInnen der 5 Abgeordnetenhausparteien zu diesem Thema organisiert. Eine kurze Übersicht über die Diskussion finden Sie unter:
http://szspace.xardas.lima-city.de/christianfender
Die Diskussion ist natürlich sehr schwierig, da es dieses fatale(!) Urteil vom Bundesverfassungsgericht gibt, welches Studiengebühren zur Ländersache erklärte. Da bereits 6 unionsgeführte Länder Studiengebühren beschlossen haben, wird der Druck auf Berlin natürlich wachsen.
Mit den Grünen wird es dennoch keine Studiengebühren geben. Sie sind und bleiben einfach nur sozial ungerecht, weil sie nicht nur die immer genannten finanziell Schwachen, sondern auch viele junge Menschen bis weit rein in der sogenannten Mittelschicht ausgrenzen. Da hilft es auch nicht, wenn die Union oder die FDP von „sozial verträglichen“ Kreditmodellen spricht. Auch Schulden, die in der Zukunft liegen, schrecken ab. Für viele, die sich nach dem Studium selbstständig machen wollen, wird es schwer, Kredite zu bekommen. Wir wollen aber eine Gesellschaft in der Möglichst viele studieren können. Wir werden in Zukunft mehr Studierende brauchen. Das Argument mit den knappen Kassen zählt auch überhaupt nicht: Studiengebühren haben nichts mit Haushaltsnachhaltigkeit zu tun!
Auch das Studienkontenmodell der SPD lehnen wir ab. Im ersten Moment hat dieses Modell vielleicht für viele einen Reiz. JedeR bekommt eine bestimmte Anzahl Credits, die dann pro Semester oder pro Seminar eingetauscht werden können. Das ist aber schon der erste Schritt bei dem Bildung zur Ware wird.
Zum einen ist es für viele Studierende gar nicht möglich in der Regelstudienzeit ihr Studium abzuschließen. Die Hörsäle sind überfüllt, die Betreuung der DozentInnen mangelhaft und auch die Bibliotheken sind schlecht ausgestattet. Weiterhin setzt es falsche Anreize. Das Belegen von zusätzlichen Seminaren wird bestraft und viele könnten kurz vor ihrem Abschluss finanzielle Probleme bekommen.
Ich will auch nicht, dass die Studierenden aus ökonomischen Gründen nur durch ihr Studium rennen, sondern, dass sie nebenbei noch Zeit für ehrenamtliches und gesellschaftliches Engagement haben.
Zurzeit bin ich im „Bündnis für freie Bildung – gegen Studiengebühren“ aktiv. Sie haben unter anderem einen E-Mail-Verteiler auf dem Aktionen geplant werden. In ihrer Grundsatzerklärung ( http://www.freie-bildung-berlin.de/?page_id ) spricht sich dieses Netzwerk auch gegen KiTagebühren und Schulgeld aus.
Für eine kostenfreie KiTa zu kämpfen ist mir mindestens genauso wichtig. Ich bin nicht der Student der nur für seine eigenen Interessen kämpft, sondern sehe es natürlich auch aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive.
In der KiTa werden wichtige Grundsteine für die Persönlichkeitsentwicklung gelegt. Das Erlernen von sozialer Kompetenz, vor allem die Sprache und das Kennenlernen anderer „Kulturen“, erlernt sich am besten auf spielerische Art und Weise mit gleichaltrigen (zusammen mit gut ausgebildeten ErzieherInnen). Deshalb muss der Zugang zur KiTa möglichst niedrigschwellig sein.
Ich bin dem Rot-Roten Senat dankbar, dass sie das letzte KiTa-Jahr ab Januar 07, nach langem und viel grünem Oppositionsdruck, kostenfrei gemacht haben. Dies ist ein positiver erster Schritt und den werden wir zusammen mit der SPD weitergehen ;-)
Mit den Bedingungen beim Büchergeld kenne ich mich nicht so gut aus. Aber auch hier vertrete ich die Position mehr in die Bildung zu investieren. Auch die Eltern müssen sich mit der Schule ihrer Kinder identifizieren und sollte sie nicht als Belastung für den eigenen Geldbeutel wahrnehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Fender