Warum haben Bus und Bahn in Bayern einen untergeordneten Stellenwert?
Sehr geehrter Herr Bernreiter,
"In Bayern setzen wir weiterhin auf die Straße als Verkehrsträger Nummer eins und machen unser Straßennetz fit für die Zukunft" verkündeten Sie im Sept 2024 bei der Freigabe der (20 Mio € teuren) Ortsumleitung bei Weichenried.
Auf der Basis einer repräsentativen Befragung für das Mobilitätsbarometer 2024 äußern sich jedoch ein Drittel der befragten Bayern unzufrieden mit dem ÖPNV-Angebot in Bayern. Im Ranking der Bundesländer belegt Bayern beim ÖPNV einen der hinteren Plätze.
Wie möchten Sie als bayerischer Verkehrsminister die Mobilitätsangebote für nicht-autofahrende Bürger verbessern und das Verkehrsaufkommen auf bayerischen Straßen reduzieren, um umwelt- und wirtschaftsschädliche Staus und Emissionen zu verringern?
Quellen:
sz.de/lux.N2k2fFoqeG3yM5xB8QVzu
https://pfaffenhofen-today.de/91305-b300-ortsumfahrung-von-weichenried-300925
P.S. Vielen Dank, dass Sie als einer der wenigen Politiger alle Fragen auf abgeordnetenwatch beantworten!
Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Verkehr und nachhaltige Mobilität.
Die Mobilität gehört zu den wichtigsten Themen unserer Zeit und ist mehr denn je geprägt von gesellschaftlichen Veränderungen. Mobilität ist Grundpfeiler unserer modernen Gesellschaft und ermöglicht Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und wirtschaftliche Aktivität. Dabei ist es uns wichtig, dass wir die Verkehrsträger, allen voran Straße und Schiene, nicht gegeneinander ausspielen, sondern klug die Vorteile der jeweiligen Systeme nutzen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen frei entscheiden können, welche Verkehrsmittel und Mobilitätsangebote sie nutzen wollen. Der Flächenstaat Bayern hat hier durch seine Vielfalt an Siedlungsräumen - von den Ballungsräumen bis zu den ländlichen Räumen - eine Reihe unterschiedlichster Handlungsfelder.
Um den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) passgenau attraktiver für alle Menschen in Bayern zu machen, hat das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr in enger Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Branche, der Politik sowie der Kommunen und von Interessensverbänden die ÖPNV-Strategie 2030 erarbeitet. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fahrgäste. Ziel ist eine leistungsfähige Infrastruktur, ein attraktives Angebot und Tarife mit einfachem Vertrieb. Die ÖPNV-Strategie ist der konkrete Fahrplan mit Perspektive bis 2030 und darüber hinaus, um den ÖPNV in ländlichen und urbanen Räumen als Beitrag zu einer klimaschonenden, digitalen und vernetzten Mobilität zukunftsorientiert weiterzuentwickeln und zu stärken. Wir haben uns vorgenommen, durch ein Bündel von Maßnahmen die Fahrgastzahlen kontinuierlich und deutlich zu steigern, langfristig eine echte Alternative zum Auto anzubieten und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele durch CO2-Einsparung zu leisten.
Vor allem im ländlichen Raum ist die Straße auf absehbare Zeit der wichtigste Verkehrsträger. Ein leistungsfähiges und verkehrssicheres Straßennetz ist hier auch Voraussetzung für den Ausbau des Busangebots im ÖPNV. Dabei setzen wir vor allem auf flexible Bedienformen, die ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll sind und den Linienverkehr ergänzen. In der Entwicklung solcher speziellen Angebote, die den auf festen Linien und zu fixen Zeiten verkehrenden ÖPNV sinnvoll ergänzen, sind wir auf einem sehr guten Weg.
Mit der Umsetzung der ÖPNV-Strategie als wichtigem Baustein stellen wir die Weichen für die Zukunft. Zusammen mit Bund, Kommunen und Verkehrsunternehmen arbeiten wir intensiv und eng an der Umsetzung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Christian Bernreiter