Frage an Christa P. Meist von Sarah M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Meist,
interessiert beobachte ich den Wahlkampf der Parteien in Bayern. Anders als bei den anderen Parteien, finde ich die Berufe bei den Linken spanend, da von Zeitungen und Fernsehen ja immer gesagt wird, dass die Linke nur aus Arbeitslosen, frustrierten Arbeitern und Altkommunisten bestehen würde. Nach dem ich bei Kandidatenwatch die Profile der Linken-Bewerber durchgelesen habe, stelle ich fest, dass es Polizisten, Schulleiter, Dipl-Ing., Lehrer, Therapeuten, Mediziner, Facharbeiter etc. also eher untypische, teilweise völlig unerwartete (Polizist, Leherer), Berufe sind. Alle Verfassungsfeinde, laut bayerischer Staatsregierung.
Sie haben angegeben, dass Sie Lehrerin sind, also doch eher eine Kandidatin für die CSU, evtl. SPD. Warum engagieren Sie sich jetzt mit ihrem Beruf ausgerechnet bei der Linken? Danke für ihre Antwort.
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Ich engagiere mich da, wo ich es für richtig halte. Ich bin so erzogen worden. Von einem meiner Vorfahren, ich denke es war der Ur-Großvater, liegen mir die Prozessakten aus der Zeit der Sozialistengesetze vor. Ein Großonkel war SPD-Reichstagsabgeordneter und wechselte dann zur USPD. Vielleicht ist es ein "Nicht-Anpassungs-Gen" wie andere Familien Musiker-Gene haben.
Ein zweiter Strang meiner Haltung, der wohl zum Teil aus diesem ersten hervorgeht: Ich lebe nach der Devise "Freiheit ist es, nicht immer alles zu brauchen." M. E. lassen sich zu viele Menschen in ihrem Verhalten, ihrem politischen Engagement, davon beeinflussen, dass sie - wenn sie sich nicht willfährig verhalten - vielleicht ein kleineres Auto fahren müssten, es für das Eigenheim nicht langen könnte ....
Der dritte Strang, der den Kreis dann wohl schließt ist: Jeder Mensch ist für sich und an sich wertvoll. Sie sind zwar unterschiedlich, aber nicht in der Art, dass es jemandem zustünde sie auf Grund willkürlicher Einteilungen materiell zu benachteiligen, ihnen das Lebensnotwendige streitig zu machen, ihnen unwürdige Lebensbedingungen zuzumuten. Jede Ungleichheit dieser letzteren Art, materielle Ungleichheit, soziale Ungleichheit ist gesellschaftlich gemacht und kann, für mich sollte, auch gesellschaftlich, politisch beseitigt, zumindest bekämpft werden.
In der LINKEN sehe ich derzeit die einzige politische Kraft, die mit Aussicht auf wenigstens kleine Erfolge versucht, diesem, meinem Anspruch an gesellschaftliches Handeln gerecht zu werden.
Wenn Sie gerne wüssten, wie das in meinem Alltag ausschaut, können Sie mich gerne über meine Homepage www.christa-meist.eu kontaktieren. Persönlicher möchte ich mich im öffentlichen Raum nicht äußern.
Möglicherweise ist manchem diese Antwort zu philosophisch, zu persönlich, zu unpolitisch, aber ich denke, ich wurde auch nicht nach Programmpunkten, sondern nach meiner Haltung gefragt. Was nicht unwichtig ist: Sie widerspricht weder dem Grundgesetz noch der Bayerischen Verfassung! Im Gegenteil - ich kann mich noch gut an einen CSU-Innenminister erinnern, von dem der Satz "Man kann ja nicht immer mit der Verfassung unter dem Arm herumlaufen" überliefert ist (Hermann Höcherl). Betrachtet man die Debatte um den Mindestlohn und das Versammlungsrecht, die wachsende Bereitschaft, sich an Kriegen zu beteiligen, den Umgang mit Nazis etc. so sind die Verfassungsfeinde mit Sicherheit in ganz anderen Gruppierungen zu finden.