Frage an Christa P. Meist von Thomas U. bezüglich Kultur
Die katholische Kirche hat in Bayern an den 7 staatlichen Hochschulen insgesamt 21 Konkordatslehrstühle und zwar in den Fakultäten Philosophie, Pädagogik und Gesellschaftswissenschaften. Finden Sie es richtig, daß der zuständige (?) Bischof bestimmt, wer dort Professor wird?
Finden Sie es richtig, daß diese Institution katholische Kirche andererseits aber nach wie vor Teufelsaustreibungen durchführt? Finden Sie es richtig, daß diese katholische Kirche sämtliche Verhütungsmittel verbietet, obwohl durch die Benutzung von Kondomen AIDS reduziert werden könnte? Finden Sie es richtig, daß diese katholische Kirche grundsätzlich vorehelichen Geschlechtsverkehr und Priestern jegliches Sexualleben verbietet?
Finden Sie es richtig, daß die Bischöfe vom Staat (nicht mit der Kirchensteuer) bezahlt werden?
Würden Sie ein Volksbegehren für die längst überfällige Abschaffung bzw. Überarbeitung der Konkordatsverträge unterstützen?
Bereits während meiner eigenen Studienzeit in Nürnberg habe ich mich für die Abschaffung der Konkordatslehrstühle eingesetzt. Die Trennung von Staat und Kirche, die durch die bürgerliche Revolution in Gang kam, wurde auf der Grundlage dieser Verträge in Deutschland nicht konsequent umgesetzt, wie auch der Gottesbezug in Verfassungen, wie z.B. der bayerischen zeigt. Dass von staatlicher Seite im 21. Jahrhundert immer noch das "Hineinregieren" einer undemokratisch strukturierten Organisation nicht nur geduldet, sondern sogar mit staatlichen Geldern unterstützt wird, halte ich für nicht tragbar.
Obwohl ich die von Ihnen angesprochenen Regularien/Normen der katholischen Kirche ebenfalls nicht für richtig halte, denke ich, dass es die Sache der dort organisierten Menschen (Kirchenangehörige) ist, diese z.T. menschenunwürdigen und menschenverachtenden Auswüchse christlicher Traditionspflege entweder zu beseitigen oder durch Austritt den Vertretungsanspruch der Kirchenführung zu minimieren.
Allerdings sehe ich auch die Gewissensnöte der Menschen, die aus spirituellen Gründen, Glaubensgründen Mitglieder bleiben wollen, aber im Alltag die christliche Friedens- und Gerechtigkeitsbotschaft Ernst nehmen. Die Zusammenarbeit mit diesen engagierten Menschen in den vielfältigen sozialen Bewegungen sollte durch die Kritik an den kirchlichen und kirchlich begründeten Machtstrukturen nicht gefährdet werden.