Frage an Christa Matschl von Peter D. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Matschl,
mit Interesse habe ich im Internet Ihre Seite zu Bildung in Erlangen-Höchstadt aufgerufen. Eigentlich habe ich unter der Internetadresse unter www.bildung-erh.de einen Bildungsträger vermutet.
Ich finde Ihre Initiative sehr gut - sich für eine gute Bildung einzusetzen und den Dialog mit Schülern, Eltern und Lehrer über das Internet zu suchen.
Meine Frage geht jedoch weiter: Wie stellen Sie sich das Weiterbildungsangebot in Bayern vor. Gerade das Berufsleben erfordert immer spezifischere Fähigkeiten u. Kenntnisse von den Mitarbeitern. Arbeitslose mit einer nicht ausreichenden Qualifikation haben keine Chancen mehr. Daneben gibt es einen meiner Meinung nach immer größeren Bedarf an "freizeitmäßiger Weiterbildung (Sprachen)". Hier hat die CSU die Förderung der VHS in dieser Legislaturperiode eingeschränkt.
Wie ist Ihr Konzept für die Fort- und Weiterbildung von Erwachsenen? Welche qualifizierten Angebote soll es für Schulabgänger, Arbeitslose oder einfach Interessierte in Sachen Weiterbildung geben - wer bezahlt diese Maßnahmen (EU, Arbeitsagentur, Freistaat, Stadt/Landkreis oder nur der Teilnehmer?).
Über eine Antwort würde ich mich freuen.
Ihnen noch ein schönes Wochenende.
Mit "anständigen" Grüßen aus der Oberen Karlstraße in Erlange
Peter Dietsch
Sehr geehrter Herr Dietsch,
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an der Internetplattform www.bildung-erh.de. Ich hoffe es ist auch in Ihrem Interesse, wenn ich das hier von Ihnen eingebrachte Thema aufgreife und in das Forum auf www.bildung-erh.de einfließen lasse, denn Weiterbildung ist sicherlich ein äußerst wichtiger Baustein in der bayerischen Bildungslandschaft.
Sie fragten nach meinem Konzept für Fort- und Weiterbildung von Erwachsenen. Aus meiner Sicht müssen wir zwei Wege beschreiten: 1. Ausbau und Weiterentwicklung hin zum interessanten, umfassenden und zeitgemäßen Angebot an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. 2. Bereitschaft in der Bevölkerung schaffen, die Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen anzunehmen.
Das Angebot für Schulabgänger, Arbeitslose oder einfach Interessierte sollte selbstverständlich vielschichtig sein, aber vor allem auch der Gestalt sein, dass die Menschen im Berufsleben etwas damit anfangen können. Ein veraltetes Weiterbildungsangebot ist hier aus meiner Sicht kontraproduktiv und trägt nur noch mehr zur Frustration bei, wenn das Gelernte nicht angewendet werden kann. Ich bin aber der Meinung, dass wir in Bayern gerade im Bereich Erwachsenenbildung nicht schlecht aufgestellt sind. Über das vielseitige Angebot können Sie sich beispielsweise unter http://www.km.bayern.de/km/aufgaben/erwachsenenbildung/ informieren. Um speziell in ERH ein vielschichtiges und interessantes Angebot in diesem Bereich aufzubauen, arbeiten wir eng mit der Uni Erlangen zusammen, hier wurde bereits Ende der 1970er Jahre ein Institut für Lerninnovationen gegründet. Auf dem Internetportal dieses Instituts, das sich bis auf die europäische Ebene mit der Entwicklung von neuen Lernkonzepten befasst, finden Sie unter anderem auch Informationen zu lebenslangem Lernen (http://www.fim.uni-erlangen.de/de/wuu/wuu/profil/1).
Alle aus meiner Sicht wichtigen Angebote aufzuzählen, würde hier freilich den Rahmen sprengen, dennoch möchte ich Ihnen einige Bereiche nennen, die mir bedeutsam erscheinen. Zunächst einmal wären da ganz allgemein die Sprachen. In einer globalisierten Welt und speziell in einem vereinten Europa ist dieser Punkt nicht nur wichtig für die Verständigung unter den Völkern oder den schlichtweg an einer anderen Kultur interessierten Bürger. Es ist in vielen Fällen gewiss auch eine Frage der beruflichen Zukunft und der Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes. Dies gilt für den Arbeitslosen, der vielleicht gerne sein Glück im Ausland versuchen möchte, als auch für den Leiter eines (mittelständischen) Betriebes, der im Nachbarland eine Produktionsstätte errichten will - viele weitere Beispiele wären hier zu nennen.
Weiterhin sollte bei unserem Weiterbildungsangebot viel Wert auf den IT-Bereich gelegt werden. Hier sollte ein Augenmerk darauf gelegt werden, dass neben den gängigen Programmen des MS-Office Pakets auch der Umgang mit komplexerer Software gelehrt wird. An dieser Stelle erscheint mir besonders wichtig zu erwähnen, dass es uns im Besonderen gelingen muss, das Angebot in diesem Gebiet so zu gestalten, dass auch die ältere Generation einen Zugang zu diesen Dingen findet.
Schließlich benötigen wir für alle Lehrberufe eine fixe Weiterbildungsstruktur, die freilich im einen oder anderen Berufszweig bereits vorhanden ist, aber an einigen Stellen noch verbesserungswürdig erscheint.
Ich sage Ihnen an dieser Stelle aber auch ganz ehrlich, dass ich mir nicht anmaße über das weite Feld der Weiterbildungsmöglichkeiten einen vollständigen Überblick zu haben und auch nicht immer die aktuellen Entwicklungen im Detail parat habe. Wer dies behauptet, sofern er kein Experte ist, kann nicht ernst genommen werden. Deshalb hoffe ich auch, dass das Thema auf www.bildung-erh.de angeregt diskutiert wird und wir vielleicht so einige neue Ideen und Einblicke in die aktuelle Situation erhalten, um auch bestehende Probleme zu identifizieren.
Neben dem Ausbau des bestehenden Weiterbildungsangebots machte ich oben bereits deutlich, dass ein zweiter Punkt auf dem Weg zu einer guten Fort- und Weiterbildungsstruktur sehr wichtig ist. Es gelingt nämlich erst zögerlich ein Umdenken in der Bevölkerung in Gang zu bringen. Viele Weiterbildungsangebote wurden in der Vergangenheit nicht oder unzureichend genutzt, weil die Menschen in Deutschland sich erst langsam an den Gedanken gewöhnen, dass stetiges Weiter- und Fortbilden unabdingbare Voraussetzung für die heutige Arbeitswelt ist. Mindestens genauso wichtig erscheint es mir den Menschen zu verdeutlichen, dass Weiterbildung auch ein Stück weit Alterssicherung ist. Hier ist noch viel zu tun, wobei vor allem die Arbeit und Diskussion mit den Menschen vor Ort ein Umdenken bewirken kann.
Herr Dietsch, Sie sprachen auch die Finanzierung unseres Fort- und Weiterbildungsangebots an. Freilich ist dies die entscheidende Frage. Und auch wenn ich keine Finanzexpertin bin, vertrete ich den Standpunkt, dass es völlig falsch wäre, diese Aufgabe einem einzelnen zuzuschreiben. Ich bin überzeugt, dass wir ein wirklich gutes und effektives Angebot in diesem Bereich nur bereitstellen können, wenn sich alle daran beteiligen. Dazu gehört auch, dass der Teilnehmer einer Weiterbildungsmaßnahme seinen Beitrag leistet. Dazu gehört aber auch, dass der Arbeitgeber entweder Weiterbildungsmaßnahmen anbietet oder diese bezuschusst - viele Gespräche habe ich mit unseren Mittelständlern zu diesem Thema bereits geführt. Schließlich muss auch der Staat seinen Beitrag leisten, sei es durch Zuschuss oder beispielsweise durch Fördergelder. Und an dieser Stelle möchte ich Ihnen zusichern, dass ich bei innovativen und intelligenten Projekten jeder Zeit bereit bin, entschlossen in München und bei meinen Kollegen dafür einzutreten, dass diese finanziell unterstützt werden.
Da mein Büro ebenfalls in der Oberen Karlstraße ansässig ist, lade ich Sie gerne ein, einmal auf einen Sprung herüber zu kommen, falls Sie noch genauere Informationen oder einen bestimmten Ansprechpartner im Bereich Weiter- und Fortbildung benötigen.
Ihre
Christa Matschl, MdL