Werden sie die aktuellen Krisen für den nachhaltigen Umbau der Landwirtschaft nutzen?
Sehr geehrter Herr Özdemir,
durch die russische Invasion in der Ukraine droht eine weltweite Ernährungskriese. Können wir diese Krise nutzen, um unsere Landwirtschaft nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten? So fällt im Moment eh China weg als Abnehmer für Schweinefleisch wegen der Schweinepest bei Wildschweinen. Wenn weniger Schweine verkauft werden, könnte man doch die Produktion runterfahren, mehr Platz für jede Sau, weniger Gülle, mehr Tierwohl, höhere Fleischpreise für die Bauern. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sagt eh schon lange, dass wir zu viel Fleisch essen.
Weniger Tiere brauchen weniger Futter, wir könnten also erheblich mehr Getreide anbauen.
Das wäre doch eine win-win-Situation für alle.
Russlands Angriff auf die Ukraine hat uns allen noch einmal bewusster gemacht, dass eine sichere Nahrungsmittelversorgung nicht selbstverständlich ist. Je mehr die globalen Ernährungssysteme unter Druck stehen, umso effizienter und sorgsamer müssen alle mit Ressourcen – und Lebensmitteln im Besonderen – umgehen, auch hier in Deutschland. Konkret bedeutet das: mehr Teller, weniger Tank, Trog oder Tonne. Als Bundeslandwirtschaftsminister arbeite ich intensiv daran, die Lebensmittelverschwendung weiter zu senken, den Einsatz von potenziellen Lebensmitteln für Biokraftstoffe zu reduzieren, die Tierhaltung tier- und klimagerecht umzubauen und mit der Ernährungsstrategie eine gesunde und pflanzenbetonte nachhaltige Ernährung zu stärken.
Für den Bereich der tier- und klimagerechten Tierhaltung gilt: Wir müssen weniger Tiere besser halten. Wir haben dazu bereits mit einer verpflichtenden staatlichen Tierhaltungskennzeichnung (THK), einer verlässlichen Förderung von Investitionen (Stallbau) und laufenden Mehrkosten einer besonders tier- und umweltgerechten Wirtschaftsweise, Änderungen im Bau- und Genehmigungsrecht sowie Änderungen im Tierschutzrecht wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht, stehen also fest zu unserer Absicht, die Tierhaltung in Deutschland tier- und klimagerechter zu gestalten.