Portrait von Cem Özdemir
Cem Özdemir
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
69 %
218 / 314 Fragen beantwortet
Frage von Friedrich W. •

Teilen Sie meine Ansicht, dass Pflanzen, die auf der deutschen oder europ. Liste als „invasiv“ eingestuft sind, zukünftig nicht mehr bei der Wahl des Baumes des Jahres berücksichtigt werden sollten?

Guten Tag, Herr Özdemir,

der Baum des Jahres 2025 ist die Rot-Eiche. Gewählt wurde der Baum des Jahres vom Kuratorium Baum des Jahres der Dr. Silvius Wodarz-Stiftung, bei der Sie Schirmherr sind. „Das Ziel von Baum des Jahres war es von Anfang an, die Menschen direkt anzusprechen und sie für den Schutz von Umwelt und Natur zu begeistern.“ ist dort auf der Internetseite zu lesen. Die Rot-Eiche steht jedoch auf der nationalen Liste der invasiven Pflanzen des Bundesamtes für Naturschutz. Invasive Pflanzen gefährden die Diversität und sollten daher nicht gepflanzt werden. Auch wenn Sie selber vermutlich nicht unmittelbar bei der Auswahl und Wahl des Baumes des Jahres beteiligt sind, habe ich ergänzend die Frage, ob Sie sich in der Rolle des Schirmherren dafür einsetzen werden, dass der Wahlprozess des Kuratoriums entsprechend so verändert wird, dass invasive Pflanzen nicht mehr Baum des Jahres werden können?

Portrait von Cem Özdemir
Antwort von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Mit der Ausrufung des „Baum des Jahres“ verfolgt die Stiftung verschiedene Ziele. Darunter zählen: Menschen für ein positives Verhältnis zu unseren Bäumen und damit der natürlichen Lebensgrundlage zu gewinnen, das Interesse für den Baum- und Naturschutz zu wecken, ein Bewusstsein für bedrohte Arten zu schaffen, sowie ein besonderes Interesse an der jeweiligen Baumart und gleichzeitig an Bäumen und den Belangen des Natur- und Umweltschutzes generell zu wecken und zu fördern. 

Sie erwähnen die Kür der Roteiche zum Baum des Jahres 2025. In Vorbereitung auf die Auswahl des Baums des Jahres wird von einem Fachbeirat eine Baumart ausgewählt und vorgeschlagen. Das Kuratorium, das für diese Fachkunde zuständig ist, setzt sich zusammen aus 32 Umweltorganisationen, -institutionen, Verbänden und Forschungseinrichtungen. Es gibt unterschiedliche Gründe für die Wahl einer Baumart, wie beispielsweise die häufigsten Baumarten, seltene Baumarten, fast vergessene Baumarten, Baumarten, die im Klimawandel interessant werden.

Ungeachtet dessen, wird eine Diskussion über die Amerikanische Roteiche und ihr invasives Potential geführt. Die amerikanische Roteiche steht derzeit nicht auf der Unionsliste auf Basis der Verordnung (EU) 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten. Aufgrund der vergleichsweise langen Anbauerfahrung mit der Amerikanischen Roteiche im gesamten Bundesgebiet sowie wissenschaftlich begleiteten Herkunftsversuchen, gilt die Amerikanische Roteiche als anbauwürdig.

Der Wald, aber auch Bäume in anderen Bereichen stehen vor enormen Herausforderungen im Rahmen des Klimawandels. Überall wird nach „Klimabäumen“ gesucht, sei es für den Wald, die Städte, Privatgelände etc. Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels muss daher die Diskussion möglicher Baumarten für die Zukunft breit geführt werden. Die Aktionen im Rahmen des Baumes des Jahres lassen vielfältige Diskussionen zu, die ich auch persönlich wichtig finde. In den von der Stiftung Baum des Jahres herausgegebenen Steckbriefen zu den gewählten Bäumen wird im Übrigen das Thema Invasivität beleuchtet. 

Zudem ist sehr genau zu analysieren, unter welchen Bedingungen Baumarten invasive Tendenzen aufweisen könnten. Pauschale Ausgrenzungen sind nicht zielführend. Die Amerikanische Roteiche beispielsweise entwickelt nur auf sehr spezifischen Standorten (hier: xerotherme Standorte und auf Felsstandorten) ggf. ein Invasivitätspotenzial (siehe S. 164 f., BfN Schriften 352 - Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen).

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Cem Özdemir
Cem Özdemir
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN