Frage an Cem Özdemir von Ralf O. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Özdemir,
1) Finden sie es nicht bedenklich, wenn man vor allem islamische, d.h. religiöse Verbände als Integrationspartner wählt und die vielen säkularen Türken/Muslime eher hintenanstellt?
Wie kommt es dazu, daß die Milli Görus vom Verfassungsschutz beobachtet wird, aber Gesprächspartner Schäubles beim Integrationsdialog ist?
2) Mit der Gewährung des Baus islamischer Moscheen setzen sie säkulare Muslime unter sozialen Gruppendruck an den religiösen Handlungen teilnehmen zu müssen, obwohl viele lieber ihre Ruhe vor der Religion hätten. Wäre die Unterstützung säkulärer Kulturzentren(auch für ausländische Jugendliche), die für die Verbreitung aufklärerischer Gedanken und eines gemäßigten Euro-Islams bemühen nicht sinnvoller, als die Muslime dem Lockruf des Muhezins auszusetzen?
3) Wie kommt es, daß die Grünen derart blind gegenüber den Absichten der AKP sind, eine durch und durch konservative Agenda für die Türkei einzuführen. Was nicht Al kaida ist und aus dem Islam kommt, scheint schon als fortschrittlich angesehen zu werden. Auf der Webseite der AKP kann man das Programm lesen, das sich sehr neoliberal und modernistisch gibt und der protestantisch-schwäbischen Arbeitsethik entsprungen scheint. Aber es gibt auch noch ein Manifest, das sich auf der Webseite nicht öffnen läßt--möglicherweise die geheime Scharia-Agenda der AKP. Wie stünden sie einem EU-Beitritt oder einer NATO-Mitgliedschaft der Türkei gegenüber, wenn die AKP daran ginge, Gesetze in Richtung der Scharia einzuführen?
4) Sehen sie die Möglichkeit, daß die Türkei unter der AKP zu einem panislamischen Frieden mit dem Iran kommt und die Region unter den beiden Regionalmächten unter sich aufteilt?
Mit freundlichen Grüssen
Ralf Ostner