Frage an Cem Özdemir von Thomas G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Özdemir,
ich lese gerade die Antwort auf die Kommentare zu Ihrer Entgleisung gegenüber der FDP am 17.01.2014 in Leipzig.
Warum beantworten Sie jede Anfrage zu diesem Thema mit einer Standard-Antwort?
Das sieht - mit Verlaub - ganz so aus, als ob sie die nachträgliche Entschuldigung nur aus Raison, nicht aber aus Ehrlichkeit gegeben haben.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Grützner
Sehr geehrter Herr Grützner,
ich sehe wenig bis gar keinen Sinn darin, für (inhaltlich) gleichlautende Fragen unterschiedliche Antworten formulieren. Meine Antwort auf die eingegangenen Fragen ist eindeutig in der Sache - das zählt, nicht irgendwelche gekünstelten Umformulierungen. Es ist auch nicht mein Anliegen, es jedem recht zu machen. Diese Geschichte des wunderbaren Nasreddin Hodscha bringt es auf den Punkt:
Der Hodscha ist unterwegs zum Dorf. Er hat seinen Sohn auf den Esel gesetzt und geht selbst nebenher. Da kommen ein paar Leute vorbei und sagen: »Schau dir das an! Der alte Mann muss zu Fuß gehen und der Junge sitzt auf dem Esel. Er sollte sich was schämen!« Der Hodscha, der dies hört, lässt seinen Sohn absteigen und setzt sich selbst auf den Esel. Doch schon nach einer Weile hört er, wie sich zwei, die am Wegrand sitzen, unterhalten: »Der große Kerl sitzt auf dem Esel und lässt den armen Jungen nebenher gehen. Gibt es denn kein Mitleid mehr auf der Welt?« Da holt der Hodscha seinen Sohn mit auf den Esel und so reiten sie beide weiter. Kommt ein Bauer des Weges und meint: »muss dieses schwache Tier denn euch beide tragen? Das ist ja unglaublich. Der arme Esel wird sich das Rückgrat brechen.« Der Hodscha steigt daraufhin ab und nimmt auch seinen Sohn vom Esel herunter. So gehen sie weiter, der Esel voraus und die beiden hinterdrein. Als sie nicht mehr weit vom Dorf entfernt sind, hören sie, wie ein Mann zum anderen sagt: »Schau dir bloß die zwei Hohlköpfe an! Der Esel spaziert voraus und die zwei marschieren hinterher. Wie kann man nur so dumm sein?« Da sagt der Hodscha zu seinem Sohn: »Du hast es gehört, das Beste ist immer, man tut, was man selbst für richtig hält. Den anderen kann man nie etwas recht machen. Und der Mund ist auch kein Sack, dass man ihn einfach zubinden könnte.«
Mit freundlichen Grüßen
Cem Özdemir