Frage an Cem Özdemir von Josef R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Lieber Herr Özdemir,
in der Rheinischen Post vom 7.11.2013 lese ich über ihren Auftritt auf dem Toleranzgipfel: Özdemir wünscht sich Monty-Python-Film über Islam. Daher meine Frage:
Haben Sie das wirklich gesagt? Die letzten Witze über Mohammed haben ja hunderten Christen das Leben gekostet, und ihre Partei hat die Karikaturen kritisiert. Auf die Produzenten wurden mehrere Anschläge verübt und der sogenannte "Staatsschutz" versuchte die Produzenten einzuschüchtern.
Viele liebe Grüße
Josef Raddy
P.S.
Falls Sie das ernst gemeint haben, erwähne ich Sie gerne im Abspann meinen neuen Videos: Das Leben des Olaf - Nach einer Idee von Chem Özdemir
Sehr geehrter Herr Raddy,
Sie beziehen sich vermutlich auf diese Meldung:
http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/oezdemir-wuenscht-sich-monty-python-film-ueber-islam-aid-1.3801065
sowie meine Rede beim Toleranzgipfel in Stuttgart am 07. November 2013 (die Sie hier schriftlich einsehen können: http://toleranzgipfel.de ).
Dort habe ich sinngemäß erklärt, dass ich gespannt bin, wann denn eine islamische Version von Monty Pythons grandiosem Werk „Das Leben des Brian“ erscheint – und niemand heftig protestiert (und eben schon gar nicht mit Gewalt!), weil solch ein Film angeblich eine Religion bzw. Gläubige beleidige. In diesem Zusammenhang habe ich auch darauf hingewiesen, dass Humor im muslimischen Kulturkreisen sehr wohl eine bedeutende Rolle spielt. Man denke hier etwa (aber nicht nur) an die wunderbaren Geschichten des Nasreddin Hodscha.
Da Sie den Karikaturenstreit ansprechen. Dazu habe ich in einem Text aus dem Jahr 2009 folgendes erklärt, was für mich nach vor gilt:
„Die Religionsfreiheit des Grundgesetzes findet ihre Schranken dort, wo andere Grundrechte berührt oder eingeschränkt werden. Schlagartig deutlich wurde dieses Spannungsverhältnis demokratischer Toleranzgebote zuletzt im Karikaturenstreit. Religiöse Normen können nur innerhalb einer Religionsgemeinschaft ihre Geltung beanspruchen und auch dort nicht grenzenlos. Gegen die Infragestellung religiöser Überzeugungen oder öffentlich geäußerten Spott über religiöse Darstellungen dürfen Gläubige wie alle anderen Menschen auch friedlich ihre Meinung äußern. Sie können ihre religiösen Überzeugungen und Praxis jedoch gegenüber andersdenkenden Mitgliedern der Gesellschaft nie mit Gewalt durchsetzen. Dieses Prinzip muss anerkennen, wer selbst Anerkennung verlangt.“
Mit freundlichen Grüßen
Cem Özdemir