Frage an Cem Özdemir von Simone E. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Hallo Herr Özdemir,
das Teilzeit- und Befristgungsgesetz, wie es in Zeiten der rot-grünen Bundesregierung verabschiedet worden ist, hat folgende Konsequenzen für Arbeitnehmer/innen:
- Vor allem in der Sozialwirtschaft wird die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung bis zu zwei Jahren oftmals zu 100% ausgenutzt. Menschen, die mit benachteiligten und behinderten Menschen arbeiten, werden nach 2 Jahren ausgetauscht.
- Die derzeitige Rechtslage (auch forciert durch das BAG) erschwert es insbesondere Frauen, möglichst schnell in ein unbefristetes Normalarbeitsverhältnis zu gelangen in zweierlei Hinsicht: Verträge von Frauen, die ihre Schwangerschaft anzeigen, werden nicht verlängert. Und Frauen, die ihre Arbeitszeit aufgrund der Kinderbetreuung reduzieren, haben keinen Anspruch auf Erhöhung der Arbeitszeit, wenn die Kinder größer sind.
Das TzBfG ist eine prima Vorlage für eine nicht nachweisbare Diskriminierung von Frauen!
- Das TzBfG ermöglicht befristete Arbeitsverhältnisse vom ersten bis zum letzten Tag des Erwerbslebens und gerade im sozialen Bereich ist festzustellen, dass das Normalarbeitsverhältnis Makulatur wird. Beschäftigte hangeln sich von Träger zu Träger und fangen in jedem Tarifsystem bei Null an.
Ein befristetes Arbeitsverhältnis ist keine tragfähige Grundlage für eine vernünftige Lebensplanung - sowohl was die finanzielle als auch was die Familienplanung betrifft.
Wie werden Sie diesen Auswüchsen, die wohl nicht gewollt waren, begegnen?
Mit freundlichen Grüßen
Simone Ernst
Sehr geehrte Frau Ernst,
vielen Dank für Ihre Frage.
Sie haben vollkommen recht. Die Auswüchse bei den Befristungen wollen wir eindämmen. Denn wie Sie richtig anmerken: Mit einer befristeten Stelle lässt sich die eigene Zukunft schlecht planen. Gerade wenn man vorhat eine Familie zu gründen. Das Verhältnis ist aus den Fugen geraten. Insgesamt sind fast 50 Prozent der neu abgeschlossenen Verträge befristet. Viele Menschen hangeln sich von einem Kurzzeitjob zum nächsten. Sie sind praktisch permanent in der Probezeit und können kaum die nötige Sicherheit für ihre Lebensplanung gewinnen. Das belastet insbesondere junge Menschen.
Wir wollen die Befristungsgründe reduzieren und die Befristung ohne
Sachgrund abschaffen!
Mit freundlichen Grüßen,
Cem Özdemir