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Catherina Pieroth-Manelli
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Frage von Oliver R. •

Sie bewarben zum Weltkrebstag das "ganzheitliche" Krankenhause Havelhöhe. Die dort angebotene pseudomedizinische "Misteltherapie" bei Krebs ist ohne Wirknachweis. Ist das ethisch vertretbar?

Sehr geehrte Frau Pieroth-Manelli!

Auf ihren Social Media-Kanälen bewarben sie zum Weltkrebstag das anthroposophische KH Havelhöhe mit seinem "ganzheitlichen Ansatz". Die anthroposophische Pseudomedizin basiert auf Hellseherei und Okkultismus, ihre - oft homöopathisch von Wirkstoffen befreiten - Mittel sind ohne jeden Wirknachweis. Insbesondere die pseudowissenschaftliche Krebs-Therapie mit Misteln (die laut Anthroposophie halb Tier, halb Pflanze sind und vom Mond stammen) steht weltweit in Kritik. Sie ist ohne Wirknachweise gegen Krebs, hilft nicht einmal die Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu bessern. Im Gegenteil, PatientInnen haben evidenzbasierte Behandlungen verzögert oder unterlassen und sind qualvoll gestorben. Der Zustand kann sich durch die Mistel sogar verschlechtern.

Empfinden Sie es als Sprecherin für Gesundheitspolitik als ethisch vertretbar, diese esoterische Klinik und ihre hellseherisch begründeten und somit anti-wissenschaftlichen Verfahren zu empfehlen?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr R.,

da Sie mir auf mehreren Socialmediakanälen folgen, haben Sie sicherlich unschwer erkannt, dass das Klinikum Havelhöhe dort nur als ein Beispiel der Versorgungsoptionen von mir genannt wurde. Es gab von mir auf den verschiedenen Kanälen zu diversen Anlässen und Jahrestagen Hinweise, beispielsweise zur Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen und viele mehr.

Havelhöhe steht als Haus der Grund- und Regelversorgung im Krankenhausrahmenplan Berlins, mehrere onkologische Abteilungen wie das Brustkrebs-, Lungenkrebs- und Darmkrebszentrum sind von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Ergänzend zu dieser Versorgung ist die Klinik unter anderem auf anthroposophische Medizin sowie Schmerztherapie spezialisiert. Dies möchte ich genau als das auch verstanden wissen, als Zusatz. 

Ich setze mich ebenfalls immer wieder dafür ein, die Versorgungsforschung zu stärken. Dazu gehört Forschung unter anderem im Bereich Vorsorge, Diagnostik und Therapie, psychische Gesundheit, auch unter Berücksichtigung von Faktoren wie beispielsweise Zeit und Zuwendung und deren Auswirkungen auf Patient*innen.

Mit freundlichen Grüßen

Catherina Pieroth

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