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Carsten Werner
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Frage von Rolf D. •

Frage an Carsten Werner von Rolf D. bezüglich Medien

Sehr geehrter Herr Werner,

zu Antwort 1/2: Warum wurde der Offene Kanal nur umbenannt (Weser.tv / Radio Weser / Bürgerrundfunk) und aufgeteilt, was ja eine heftige Umorganisation erforderte, statt zuuerst "zu klären, wie ein zeitgemäßer Zweck und das dazugehörige Angebot des Bürgerrundfunks aussehen sollen"?

Zu 3: Ich selbst habe jetz über 50 Sendungen VAHReport ehrenamtlich produziert, jeden Monat mit meiner Frau über 200 Stunden eingesetzt, ohne bezahlt zu werden. Seit einem Jahr steht mir Technik zur Verfügung, die ich vorher stellte. Noch immer setze ich finanzielle Mittel und eigene Technik ein. Soweit mir bekannt ist, geht es anderen Produzenten nicht anders. Natürlich kostet der Sender Geld. Hier geht es aber um die Produktion. Wie kommen Sie darauf, dass es die nicht umsonst gibt?
Würden sich Medieninteressierte aus der Vahr melden, erhielten sie kostenfrei einen Einstieg in Medienkompetenz. Kann es sein, dass Sie unbedingt über den Bürgerrundfunk eine Medienakademie installieren möchten, die dann zu einem Geschäft wird?

Zu 5/7: Sie beziehen sich vorwiegend auf das, was der Name "Bürgerrundfunk" als Teilaussage enthält "Rundfunk". Der Offene Kanal sendet weder vorwiegend für junge Leute und nicht nur Rundfunk. Warum blenden Sie Fernsehen und ältere Zuschauer/Hörer aus?
So, wie es bei den großen Sendern ist, ist es z. B.auch beim VAHReport: Basis ist die Fernsehsendung, sozusagen die Grundlage für das Nebenprodukt Internetauftritt. Täglich werden um die 1.000 Beiträge vom VAHReport abgerufen, in Spitzen über 2.500 am Tag.
Ich habe weder etwas gegen das Internet, noch gegen eine Modernisierung des Bürgerrundfunks. Ihre zumindest am Anfang der Diskussuion gemachten Aussagen führen zur Unsicherheit, ob das, was Sie schreiben auch gemeint ist. Kann es sein, dass die Aussagen im Wahlprogramm recht einseitig geprägt sind? Kann es sein, das hinter Ihren Wünschen sich etwas anderes verbirgt, wie Ihre Antwort 3 vermuten lässt?

Mit freundlichen Grüße

Rolf Diehl

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Diehl,

zu 1/2:
Ich teile Ihre Kritik an dieser Reihenfolge und der fehlenden Klärung.

zu 3:
Nein, es geht mir nicht um die Schaffung einer Medienakademie und auch um kein anderes kommerzielles Anliegen.
Für die Grünen sind Formen der Bürgerbeteiligung am gesellschaftlichen Leben ein ganz wichtiger Teil der Politik. Ich persönlich bin der Auffassung, dass interessierte Bürger schon am Entwickeln von Ideen, am Entstehen von Plänen, bei Bedarfsanalysen und Diskussionen über künftige Investitionen beteiligt werden müssen. Das gilt für den Bügerrundfunk in doppelter Hinsicht: Einmal als Angebot und Format solcher Beteiligung an Themen und Vorgängen. Und zweitens für seine Entwicklung selbst.
Bürgerbeteiligung darf nicht erst bei der Moderation und Schlichtung von Konflikten beginnen und sie darf sich nicht auf Institutionen wie die Beiräte beschränken. Ich beteilige mich daher am Aufbau eines Netzwerkes "Konstruktive Stadt", das die entsprechenden Verbindungen themen- und ressortübergreifend diskutieren will. Ich hoffe, dass ich meine beruflichen Erfahrungen als Redakteur und Kulturproduzent, Organisations- und Formatentwickler, Ausbilder und Künstler in diesem Sinne nach der Wahl auch konstruktiv in die Bremer Politik einbringen kann.

Damit, dass Medienproduktion "nicht kostenfrei" ist, meine ich nicht die Ausgaben der Bürgerrundfunks im derzeitigen Modell ­ sondern die Tatsache, dass Produktion kostet. Wenn Sie selbst finanzielle Mittel aufwenden, bestätigt das meine Einschätzung.

zu 5/7:
Ich habe keine fixen Pläne in der Schublade oder im Kopf.
Ich bin für eine offene Auseinandersetzung vor dem Hintergrund, dass der Bürgerrundfunk meiner Ansicht nach nicht optimal genutzt wird, nicht genug gehört und gesehen wird, als Plattform der Meinungsäußerung im politischen Geschehen der Stadt zu wenig genutzt und kaum wahrgenommen wird.
Voraussetzung für einen streitbaren, am Wohl der Stadtgesellschaft und des Stadtlebens orientierten Bürgerfunk ist, dass er gehört wird, dass gesellschaftliche Gruppen dort Betreuung, Förderung und Gehör finden und dass er, wie in meiner ersten Antwort beschrieben, gerade auch junge und ältere Menschen nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich in die Lage versetzt, an gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen und sie mit zu prägen.

Mit freundlichen Grüßen,
Carsten Werner