Nach fast 25 Jahren Spagat und Pendeln zwischen Kunst und Journalismus will ich die dritte Ebene der guten Argumente, der bestmöglichen Ideen und der deutlichen Vermittlung erleben und beleben – und grüne Politik machen.
Meine Erfahrungen als überzeugter Freiberufler und Arbeitgeberwechsler, als Künstler, Projekt- und Organisationsentwickler, als Journalist und Öffentlichkeitsarbeiter, als Ausbilder und Vater möchte ich in Bremer Politik übersetzen und dazu vom Teilzeit- wieder zum Voll-Bremer werden. Ob (zuletzt) als freier Politikredakteur beim Berliner „Tagesspiegel“, als Ausbilder und Projektentwickler für die Bremer Schwankhalle, als Theaterregisseur oder als wirtschaftlich handelnder Programmmacher für Breminale und Sylter Meerkabarett: Meinen Tätigkeiten und meiner Bewerbung um einen grünen Listenplatz für die Bremer Bürgerschaftswahl 2011 liegen der feste Glaube an die Kraft des guten, besten Arguments und die Begeisterung für intensives Vermitteln zugrunde – und die Überzeugung und Lust, damit etwas zu bewirken.
Seit meiner Schulzeit bin ich sensibilisiert für ein umweltbewusstes Alltagsleben, lange im Bremer “Viertel“ lebend (und zwischendurch begeisterter Neustädter), wurde ich kultur- und stadtpolitisch sozialisiert und geprägt vor allem von grünen Politikern: Helga Trüpel und Ralf Fücks, Hucky Heck, Karin Krusche und Robert Bücking. In die Politik bringt mich jetzt meine Überzeugung von der Wichtigkeit gesellschaftlicher Veränderungen - und von meinen Möglichkeiten, daran mitzuarbeiten. Bremen wird sich in den nächsten Jahren verändern - nicht nur, weil es sparen muss: Vor allem auch, weil unsere Gesellschaft insgesamt an ihre ökologischen, ökonomischen und sozialen Grenzen stößt - Grenzen des Wachstums, Grenzen der Arbeitskapazitäten, Grenzen der Industrie- und einer reinen “Leistungsgesellschaft“.
In meinem Berufsleben ist der Wechsel von Arbeitsplätzen branchenüblich und sinnvoll. Meine wichtigsten Chefs und Förderer waren Frauen. Als Ausbilder lege ich viel Wert auf einen individuellen Weg der Auszubildenden. Kritik ist mir zum wichtigsten Werkzeug geworden: „Blattkritik“ bei der Zeitung, Kritik als Regisseur oder Redakteur nach einer Probe, Vorstellung oder Sendung, oder die klassische Veranstaltungskritik – in diesem Sinne will ich auch Politik, Gesellschafts-Kritik: nicht dagegen, sondern dafür, im Interesse von und an Menschen, an Inhalten und ihrer Zukunft, in kreativem Streit und Dialog. Ich beherrsche dieses Handwerk ganz gut – wach, sensibel und kreativ in die Welt zu blicken, um sie im Konkreten immer ein bisschen besser zu feilen: „Das Bessere ist der Feind des Guten.“, „Lasst Ideen zu Taten schrumpfen!“ - das ist auch realistische grüne Politik.
Gesellschaftlich notwendige Veränderungen – im Arbeitsmarkt, in der Bildung, in der Stadtentwicklung – müssen und können kreativ und offen angebahnt werden. Die vielen Parallelgesellschaften, in die unsere Gesellschaft sich splittet und die so wenig voneinander wissen, müssen sich öfter treffen und berühren: Echte Solidarität, Verantwortung und Chancengleichheit entstehen ja nur gemeinsam. Was in Nachbarschaften, in guten Schulen und in guter Arbeit klappt, funktioniert am effektivsten über Sport, mit Kultur und – wenn man die nicht sowieso zur Kultur zählt – durch Medienangebote. Wichtige Akteure und Partner dabei sind jenseits der institutionalisierten Interessenvertretungen neue Recherche-, Analyse- und Beteiligungsformate, sich stetig wandelnde Communities und nicht zuletzt auch die Freizeitwirtschaft.
Gut vermittelt und inhaltlich gefüllt, schaffen Konsum- und Medienkompetenz, Freizeitfähigkeit und Naturerleben, Stadtleben und Umweltbewusstsein Teilhabe und Bildung, schärfen die Sinne und die Ziele. Eine „Politisierung“ von „Freizeit“ in diesem Sinne, in Richtung EINER Gesellschaft, scheint mir wichtig und macht mir großen Spaß. Interdisziplinär, genre- und fachübergreifend interessieren mich dabei vor allem
- Stadtentwicklung
- gesellschaftliche Teilhabe und demokratische Beteiligung
- Kulturentwicklung, Bildungs- und Medienpolitik
- Freiberufler und Mikrowirtschaft
Was trägt konkret zum sozialen Gelingen, zur Lebens- und Beschäftigungsqualität in Bremen bei? An dieser Frage müssen sich nicht nur Schulen, sondern auch die Handelskammer messen lassen. Aber auch Kultureinrichtungen, Medien und Stadtplaner. Wir brauchen eine Verbindung der über die Senatsressorts verteilten kulturellen Themen, Ansprüche und Förderungen – und mehr inhaltliche Kommunikation der Einrichtungen, wo es zu oft nur um Kosten geht.
- Die Überseestadt muss mit einer gesellschaftlichen, kulturellen Vision „gefüllt“ werden, sonst bleibt sie ein bloßes Immobilienprojekt.
- Künstler müssen an gesellschaftlichen und politischen Prozessen ebenso selbstverständlich beteiligt werden wie Wirtschaftsvertreter. Die gesellschaftlichen Aufgaben von Kultureinrichtungen müssen deutlich benannt werden.
- Die Bürgermedien müssen inhaltlich, formal und technisch wieder zu einer relevanten Plattform im demokratischen Prozess werden. Dazu gehört eine kompetente Netzpolitik.
- Kulturelle Bildung braucht kluge Elternpolitik, klare eigene Förderformate – und bessere Zugänge.
- Bibliotheken müssen selbstverständlich gerade am Wochenende geöffnet sein.
- Ich will, dass in Bremen 20-Jährige eine Geschäftsidee, ein Kulturprojekt, eine politische Initiative gründen und starten können, ohne dass Zugangsvoraussetzung in die „boomende“ Kreativwirtschaft die Möglichkeit zu jahrelanger Selbstausbeutung ist.
Die Entwicklung nachhaltiger Ideen und nachhaltiges Handeln sind wichtiger als zunehmende Institutionalisierung.
„Kultur“ also ist für mich nicht nur (aber auch) die Produktion und Präsentation von Kunst. Vor hundert Jahren waren Zeitung und Theater mal fast eins: tagesaktuelles, politisches und populäres Medium. Diese Rolle hat später das Fernsehen übernommen, inzwischen das Internet. Aber Kultur (und Kunst) können Stadt und Gesellschaft prägen:
- Das vor 20 Jahren im Kulturzentrum Lagerhaus erfundene Car-Sharing oder die zeitgenössische private Bildungseinrichtung Universum Science Center sind florierende kommerzielle Unternehmen.
- Nicht zufällig sind der „Klub Dialog“ und die „Zwischen Zeit Zentrale“ als vielleicht wichtigste Innovationen für die Stadtkultur und -entwicklung Bremens in Obhut der Ressorts für Wirtschaft, Finanzen und für Stadtentwicklung entstanden.
An einer herausfordernden, impulsgebenden “Unternehmenskultur“ Bremens müssen starke, gestaltende Ressorts wie Stadtentwicklung, Bildung oder Wirtschaft, müssen Bürger und Bürgerschaft Anteil nehmen!
Ich freue mich darauf - und über jeden, der mich dabei unterstützt: Mit Auseinandersetzung, Hinweisen und Fragen, mit Vertrauen, Ihren Stimmen und Ihrem Weitersagen.
“Politik ist was anderes als das Einwirkenlassen von Gefühlsdünsten. Ich weiß, daß die nicht wegzukriegen sind, aber man sollte ihrer soweit es geht Herr werden.“ (Herbert Wehner, 1962)