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Carsten Werner
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Frage von Helmut Z. •

Frage an Carsten Werner von Helmut Z. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Lieber Carsten,

in den siebziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts wurden linke Lehrerinnen und Lehrer mit Berufsverbot belegt. Die damalige Praxis ist durch den Europäischen Gerichtshof am Beispiel Niedersachsens verurteilt worden. Daraufhin wurden alle Betroffenen in Niedersachsen wieder eingestellt. In Bremen ist das nur teilweise passiert. Hier bekommt eine Kollegin, die vor ihrem Berufsverbot sechs Jahre lang in der Schule gearbeitet hat, die Auskunft, dass sie damals aus eigenem Verschulden aus dem Dienst entlassen wurde. Die Kollegin arbeitet nach ihrem Berufsverbot seit 25 Jahren mit hohem Engagement allerdings zu schlechteren Bedingungen im Schuldienst. Diese Auskunft wurde von Performa (Grün geführtes Ressort) und Bildung erteilt. Meine Frage lautet: Warum rechtfertigt der Senat die damalige Praxis der Berufsverbote? Was tust Du, um Menschen, die damals von diesen obrigkeitsstaatlichen Umgehensweisen betroffen waren, zumindest moralisch endlich zu rehabilitieren?

Mit freundlichen Grüßen

Helmut

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Helmut,

in den siebziger Jahren habe ich gerade meine ersten Schuljahre erlebt ­ und bin sehr erstaunt, dass mich das Thema Berufsverbote jetzt und hier wieder einholt. Ich erinnere mich daran, dass es mich damals sehr irritiert hat und wie es mich etwas später schwer getroffen hat, dass ein sehr beliebter Lehrer von unserer Schule abgezogen wurde. Unverständlich. Und um so unverständlicher scheint mir heute die Frage nach einer "zumindest moralischen Rehabilitierung" - denn politisch und moralisch schien mir das Thema doch abgearbeitet, als ungute Praxis in unserer Geschichte. Insofern sehe ich auch nicht, dass "der Senat" Berufsverbote rechtfertigt. Ich bin aber dankbar, dass Du auf einen Fall hinweist, in dem möglicherweise etwas nicht korrekt läuft oder gelaufen ist, das ist ja der erste Schritt zu einem moralisch fairen Umgang.

Dass unter der damaligen Praxis und wegen ihrer (damaligen) politischen Einstellung heute noch Menschen Chancen verweigert werden oder durch Behördenhandeln leiden, war mir nicht bekannt. Wenn dies so ist, informiere ich mich über den angedeuteten Fall gerne genauer. Mir ist nach Deinem Schreiben nicht klar, um welche "Auskunft" und "schlechteren Bedingungen" es hier geht, ob es um Gehalts- oder Honorarfragen, eine Verbeamtung oder Rentenangelegenheiten geht? Im Fall meiner Wahl würde ich mich natürlich dafür einsetzen, dass mit der von Dir genannten Dame fair und chancengerecht umgegangen wird - und nachfragen, ob es weitere ähnlich gelagerte Fälle gibt.

Vielleicht kannst Du mir oder einem der fachlich versierten Kollegen dazu den Fall persönlich oder per E-Mail einmal genauer schildern.

Viele Grüße,
Carsten