Frage an Carsten Werner von Juma B. bezüglich Medien
Sehr geehrter Herr Werner,
zu Ihren Antworten auf die Fragen zur Kulturpolitik habe ich 3 konkrete Nachfragen:
1. gilt die von Ihnen gewünschte strikte Trennung von privatwirtschaftlichen und staatsgeförderten Kultureinrichtungen auch für das Packhaustheater, das Waldautheater in Walle, und das neue Bremer Krimitheater? Und wie stehen Sie in dieser Hinsicht zu Unternehmen wie dem Universum Center oder in Bremerhaven dem Klimahaus?
2. Halten Sie die Zuschüsse für das Theater Bremen für ausreichend? Wie wären ausreichende Zuschüsse zu gewährleisten? Sehen Sie auch für das Stadttheater kulturfremde Aufgaben?
3. Gehören die Bürgerparktombola und regelmäßige Demonstrationen auf dem Marktplatz für Sie ebenfalls zu unnötigem Lärm in der Stadt?
mit freundlichen Grüßen,
J. Blunck
Sehr geehrte(r) Herr/Frau Blunck,
1. - Ja, meine Haltung gilt selbstverständlich auch für die von Ihnen genannten Unternehmungen. Wobei “staatliche Förderung” hier natürlich regelmäßige Zuschüsse für Kulturarbeit meint. Etwas anderes sind Formen der Wirtschaftsförderung, die Unterstützung von Existenzgründungen, gezielte Ansiedlungen, Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik oder konkrete Aufträge – all dies muss selbstverständlich auch Unternehmen und Akteuren der Kreativwirtschaft zugänglich sein (und bekannt gemacht werden).
2. - Das ist eine gemeine Frage an jemanden, der jahrzehntelang in der Leitung von Theatern gearbeitet hat: Man hat immer mehr Ideen als Geld dafür!
Oft wird von Kultureinrichtungen aber auch mehr erwartet (und von ihnen behauptet), als sie wirklich mit den zur Verfügung stehenden Zuschüssen und Einnahmen leisten können. Ich wünsche mir, dass das Verhältnis zwischen Kultur und Politik in Bremen in diesem Sinne wieder ehrlicher und im Hinblick auf die Aufgabenverteilung deutlicher wird. Dazu möchte ich die Kreativen selbst an Entwicklungs- und Entscheidungsprozessen beteiligen.
Aber zu Ihrer Frage: Das Bremer Theater braucht vor allem endlich wieder ein klares Profil. Die Haushaltsnotlage Bremens zwingt dazu, dies mit äußerst knappen Mitteln zu entwickeln. Und: Ja, ich glaube, dass sich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln für das Haus auch ein ambitioniertes, wirkungsvollen Programm entwickeln lässt. Man muss sich aber auch entscheiden und klar sagen, was man sein lässt und was man NICHT machen kann – zu viele Behauptungen erzeugen zu viele Erwartungen und dann auch Enttäuschungen statt Sympathie. Das haben wir in den letzten Jahren leider erleben müssen – zum Schaden für das Ansehen und die Finanzierung der ganzen Kulturszene.
Was meinen Sie mit “kulturfremden Aufgaben”? Ich bin von der gesellschaftlichen Verantwortung und Kompetenz von Künstlern und Kultureinrichtungen überzeugt, das gilt für alle Akteure. In meiner Antwort, auf die sie sich vielleicht beziehen, spreche ich von Künstlern und Kreativen als Beratern und Vermittlern und von ihrer wichtigen Rolle für Stadtentwicklung, Bildung und Wirtschaft – da sehe ich Aufgaben, Aktionsfelder und auch Geschäftsfelder eher für die kleineren, mobilen und temporären Projekte. Für ein Stadttheater ist das natürlich kein Geschäftsmodell - aber auch dessen individuelle Künstler können und sollten sich bei Interesse in diesen Feldern tummeln.
3. - Ja. Ich denke, dass die Bürgerparktombola eigentlich viel vorteilhafter und ihrem Ziel angemessener um Spenden werben kann. Diese Spenden bzw. Tombolaerlöse finanzieren den schönen, ruhigen, dem Naturerlebnis und –genuss verpflichteten Bürgerpark und dürfen nicht sinken. Aber der Weg zum Geld sollte besser zu diesem Ziel passen. Das müsste im 21. Jahrhundert mit entsprechend sensibilisierten Bürgern auch schöner, ruhiger und inhaltlich passender möglich sein, als mit überholten Jahrmarktschreiermethoden und nicht immer glücklich gestalteten Minivitrinen – akustisch und auch optisch ansprechender. Vielleicht könnten hierfür mit einem Ideenwettbewerb für Kreative, Architekten und Stadtentwickler Anregungen gewonnen werden?!
Die Demonstrationsfreiheit muss natürlich überall, also auch auf dem Marktplatz und in der gesamten Innenstadt gelten – meiner Ansicht nach übrigens auch allen der Öffentlichkeit zum Konsum zugänglichen Flächen, wie es das Bundesverfassungsgericht gerade z.B. für den Flughafen Frankfurt entschieden hat. Die Äußerungen von Demonstranten in Wort und Bild sind kein “Lärm”, sondern ein wichtiges demokratisches Mittel und Teil der freien Meinungsäußerung.
Mit freundlichen Grüßen,
Carsten Werner