Frage an Carsten Werner von Ole B. bezüglich Verkehr
Hallo Herr Werner,
wie sehen Sie die Zukunft des Werdersees und der "Kleinen Weser"? Wird das Naherholungsgebiet in den nächsten Jahren endgültig zur Eventfläche oder sehen Sie eine Chance, diese innerstädtische Natur zu schützen?
Sehr geehrter Herr Berger,
ich bin fest überzeugt, dass der Werdersee Naherholungsgebiet bleiben muss und auch kann. Dazu gehört zuerst einmal, dass alle, die das Gelände – auch auf ganz unterschiedliche Weise – nutzen und lieben, sich dort rücksichtsvoll und verantwortungsvoll verhalten. Das heißt: Die anderen Nutzer und Besucher und deren Interessen und Verhalten tolerieren, Lärm vermeiden, Müll mitnehmen, sich schlicht zivilisiert verhalten. Dass das möglich ist, habe ich selbst dort jahrelang erlebt – auf Spaziergängen und Radtouren um den Werdersee, mit der Hundeschule, mit dem Kinderwagen und mit künstlerischen Interventionen. Aus meiner Sicht sind zu einem zivilisierten Miteinander alle aufgefordert: Radfahrer sollten auf den Strecken nicht rasen, Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ebenso mitnehmen wie Grill- und Picknickfreunde, die Stadt muss für den Flächen und ihrer Nutzung angemessene Müllbehälter sorgen und meiner Ansicht nach auch für Toiletten.
Als seit Jahren täglicher Pendler zwischen zwischen Viertel, City und Neustadt erlebe ich diese drei Stadtteile insgesamt als ganz eine unglaublich vielfältige Innenstadt. Von “Natur” ist hier vielleicht nur bedingt zu sprechen – auch das innerstädtische Naherholungsgebiet ist ja von Stadtbewohnern und für Stadtmenschen gestaltet und bewusst angelegt. Daher spricht für mich auch nichts dagegen, dass hier immer einmal wieder genehmigte Veranstaltungen stattfinden – sie müssen aber zum Umfeld passen: Es kann hier keine Stadtfeste geben und die Wiesen sind allein aus Rücksicht auf Anwohner und Tiere sicher nicht als regelmäßige Partylocation geeignet. Spielfeste, Walk Acts, Installationen, Sport, unplugged-Musik, künstlerische Aktionen und spezielle Angebote für Kinder oder auch ältere Menschen kann ich mir aber gut vorstellen. Das gehört alles zum Stadtleben einer “Stadt am Fluss” dazu und kann auch zu sozialer Kontrolle führen. Die funktioniert ja auch am Ufer links der Weser von der Rolandklinik über die Wohnbebauung und die Städtische Galerie/Schwankhalle bis zur umgestalteten Piepe ganz gut und sorgt ganz automatisch für zivilisierten Umgang und rücksichtsvolleres Verhalten.
Ein ganz falscher Weg wer, alles verbieten zu wollen, was irgendjemand nicht mag oder nicht kennt. Aber Einweggrills und offene Feuer auf dem Boden sollten verboten bleiben. Die jetzt installierten festen Grillplätze halte ich für einen guten Schritt – der wahrscheinlich nicht ganz ausreichen wird. Vielleicht lassen sie sich durch ausgewiesene, begrenzte Grillflächen ergänzen, wie sie meine Kollegin Marie Hoppe im Beirat Neustadt vorgeschlagen hat. Und warum nicht an den Kiosken mit Leih-Grills und/oder Pfandsystemen experimentieren – das könnte übrigens genau so für Sportgeräte gelten.
Im Bürgerpark zeigt sich ja, wie gut ein Grillverbot und andere Nutzungsregeln wirken können.
Der Unisee verdient aus meiner Sicht übrigens eine ähnliche Aufmerksamkeit, wie sie gerade der Werdersee erfährt – auch dort müssen wir einen guten Mittelweg zwischen Nutzerinteressen finden, um einerseits Verwahrlosung und andererseits die Kommerzialisierung des Geländes und des Wassers zu verhindern.
Es ist mir ein Anliegen, die Neustadt, die Innenstadt und das Viertel als EINEN Stadtraum zu denken und erlebbar zu machen. Deshalb finde ich die Bebauung des Stadtwerders reizvoll und hoffe, dass sie neue Bezüge “über den Fluss” hinweg möglich macht: Das kann der Neustadt nur gut tun.
Mit freundlichen Grüßen,
Carsten Werner