Wie ist Ihre Haltung zum 16. Bauabschnitt der A100 und dessen Eröffnung? Welches Verkehrskonzept für die Einmündung der Autobahnausfahrt in den regulären Stadtverkehr würden Sie befürworten?

Sehr geehrte Frau B.,
es braucht dringend ein Verkehrskonzept für den qualifizierten Abschluss der A100 am 16. Bauabschnitt. Es muss klar sein und ein vernünftiges Konzept geben, was mit dem Verkehr in Treptow passiert, wenn der 16. Abschnitt öffnet. Den Verkehr ungeregelt in die Kieze zu entlassen wäre unverantwortlich.
Konkret kämen folgende Maßnahmen in Betracht, wobei die Erarbeitung des Konzepts eine landespolitische Aufgabe ist. Die hier genannten Maßnahmen sind daher vor allem als das zu verstehen, was ich politisch/gestalterisch für sinnvoll erachte bzw. wofür ich politisch/gestalterisch Sympathie hätte.
- Reduzierung/Trichter des Verkehrs bereits auf der A100: Die dritte Fahrbahnspur des 16. Bauabschnitts könnte bereits großzügig vor Einmündung in den Stadtverkehr anders genutzt werden. Zum Beispiel als Busspur oder für Radfahrende. Es könnten auch neue Konzepte wie Carpool-Lanes (nur Autos mit mindestens 3 Insassen) ausprobiert werden. Entscheidend: Eine Regulierung des Verkehrs findet schon vorgezogen noch auf der Autobahn statt.
- Die am Autobahnanschluss angrenzenden Grundstücke (jenseits der Vorhalteflächen) wie beispielsweise das Park Center oder das Gelände Cinestar, könnten erworben und für den qualifizierten Abschluss den nötigen Platz schaffen. Hier könnten zum Beispiel auch Park and Ride Parkplätze entstehen, um möglichst viel von dem ankommenden Verkehr dort auch enden zu lassen.
- Daran anschließend könnten Mobilitätsstationen geschaffen werden, an denen Fahrräder und Lastenräder, E-Roller oder anderes zur Nutzung bereit stehen. Ebenfalls sollte eine direkte Anbindung zum S-Bahnhof Treptower Park geplant und umgesetzt werden.
- Für den Lieferverkehr könnten Lieferstationen eingerichtet werden, um Waren von großen LKW auf kleinere, umweltfreundlichere und stadttauglichere Verkehrsmittel umzuladen.
- Für die umliegenden Wohnquartiere müssen Konzepte erarbeitet werden, die Ausweich- und Durchgangsverkehr verhindern.
Ich lehne den Weiterbau der A100 im Übrigen ab. Die derzeitigen Planungen der A100 beruhen auf einem Beschluss aus den 1990er Jahren und sind nicht mehr zeitgemäß. In Zeiten des Klimawandels wäre der Weiterbau einer Autobahn mitten in einer Großstadt ein denkbar schlechtes und unsinniges Unterfangen.
Es sprechen sehr viele Argumente gegen den Weiterbau:
- Mehrere hundert Menschen verlieren ihr Zuhause
- Das Clubsterben Berlins würde verstärkt (vier Clubs sind unmittelbar bedroht)
- Die Beton-Schneise wird Friedrichshain und Lichtenberg separieren
- Es gibt kein Konzept, die Autobahn verkehrlich zu integrieren
- Die mehr als 200 000 Quadratmeter reservierter Vorhalteflächen zwischen Ostkreuz und Frankfurter Allee wären für deutlich sinnvollere Nutzungen verloren: Wohnbebauung, Grünflächen, Kultur, Gewerbe, Stadtgärten (als Beispiele)
- Es fehlen Ingenieure und Fachkräfte, um die Fernstraßen, die wir haben und brauchen, zu sanieren. Diese knappen Ressourcen sollten dorthin investiert werden
- Und nicht zuletzt wäre es ein unfassbar teures Stück Autobahn. Das Geld wäre in anderen, moderneren Verkehrsinfrastrukturprojekten sicherlich besser angelegt.
Bei der nächsten Aktualisierung des Bundesverkehrswegeplans in der kommenden Legislaturperiode werde ich mich daher dafür einsetzen, dass das Vorhaben des 17. Bauabschnitts daraus gestrichen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Carmen Sinnokrot