Soll das Sport-und Erholungszentrum SEZ in Berlin Friedrichshain abgerissen werden? Haben Sie es sich einmal angesehen, seit Berlin wieder die Schlüssel hat?
Sehr geehrte Frau Sinnokrot, ganz Friedrichshain hat kein Schwimmbad mehr. Das SEZ ist ein wertvolles multifunktionales Gebäude. Es gehört auch zur Identität vieler Menschen im Kiez. Gut dass die Privatisierung rückabgewickelt wurde. Der Investor hatte vertragswidrig kein Schwimmbad eröffnet. Jetzt abreißen? Das Gebäude ist nicht marode. Bezahlbarer Wohnraum ist wichtig. Aber nicht um jeden Preis an jedem Ort. Die Wohnungsbaugesellschaften schaffen schon ihr aktuelles Programm nicht.

Sehr geehrter Herr W.,
ich bin weder Statikerin noch Bauexpertin, sodass ich zur Frage der Bausubstanz und ob ein Abriss nötig ist oder nicht, nicht viel sagen kann. Aus politisch-gestalterischer Sicht habe ich dennoch eine Haltung zu diesem Thema.
Ich bin der Meinung, dass möglichst viel vom Gebäude erhalten werden sollte. Denn wie Sie zurecht schreiben, ist dieses Gebäude ein Teil der Geschichte unseres Bezirkes und auch ein Teil der Identität der Bevölkerung. Insbesondere der Bürger*innen, die schon als Kinder dort schwimmen waren oder sogar dort schwimmen gelernt haben. Und auch in Anbetracht der Tatsache, dass nach der Wiedervereinigung vieles an Kulturgut der ehemaligen DDR von westdeutschen Vorstellungen und Leitbildern überlagert wurde, ist es aus meiner Sicht richtig und wichtig, die Bedeutung des Gebäudes für viele Bürger*innen zu Berücksichtigen.
Auf der anderen Seite benötigen wir dringend auch Wohnraum und Schulplätze. Deshalb finde ich es richtig, dass dort am Standort eine Schule entstehen soll. Diese soll aber in einem hinteren Teil des Geländes entstehen, so dass das Gebäude selbst davon nicht betroffen sein wird.
Ebenfalls benötigt werden soziale Räume für die Bewohner*innen rund um das SEZ herum. Denn diese sind ebenfalls sehr knapp. Zum Beispiel ein Bürgertreff, wo sich Initiativen und Vereine zum Austausch treffen können.
Unsere Stadt Berlin verfügt über so viele kluge und kreative Köpfe, so dass es doch möglich sein sollte, die verschiedenen Nutzungen einerseits und den ideellen Wert, die Besonderheit des Baus und die Geschichte des Ortes andererseits in einem Gesamtkonzept zu vereinen. Damit ein Ort entsteht, der sowohl seine Vergangenheit in sich trägt als auch mit modernen Nutzungen nach Vorne schaut.
Mit freundlichen Grüßen
Carmen Sinnokrot