Frage an Carmen Maria Spiegelhalder-Schäfer von Sabine B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Spiegelhalder-Schäfer,
warum frage ich mich jeden Tag wurde die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft, die weder gegen Eltern noch Lehrer, noch Bildungsträger war, denn jedes Kind wurde gut am Ende der Grundschule zusammen mit seinen Eltern beraten und wenn die Eltern doch eine andere Schulform anstrebten, konnten immer noch sinnvolle Aufnahmeprüfungen durchgeführt werden. Nein, das gut funktionierende 3 gliedrige Schulsystem wird so aufgeweicht und man sieht dies doch am G8, dass die Schüler/innen, zumindest sehr viele diesem Stress nicht gewachsen sind und zB nach dem Abi meist ein FSJ Jahr oä. einlegen, da sie sich noch gar nicht in der Lage fühlen über einen Berufwunsch abschließend zu entscheiden. Dazu kommen immer mehr Gym. Abbrecher oft in Kl.8, die besser gleich auf eine Realschule gegangen wären, den Stress für die Eltern zeige ich jetzt gar nicht mal auf.
Weiter: Hauptschule ade, bzw. man kann nun doch auf der Realschule den HS-Abschluss auch noch machen, wenn sich herauskristalisiert, dass die Elternentscheidung RS doch nicht so ganz richtig war, aber man kann ja dann den Nachbarn erzählen, mein Kind besucht die RS und dann gibt es ja noch die GMS auf der alles möglich ist, oder doch nicht? Kinder sollen schon im zarten Alter von 10 entscheiden, ob sie lieber Mathe, Deutsch oder Englisch machen wollen bzw. sollen und sich Bildungsinhalte möglichst selbst erarbeiten??
Es gibt in unserem Bildungssystem viele, viele Möglichkeiten wirklich das stimmt.
Wäre weniger nicht vielleicht besser gewesen oder wäre es nicht sinnvoll gewesen Starter Schulen über längere Zeiträume zu beobachten, statt Schnellschüsse im System und nun wird immer wieder etwas geändert und "nachgebessert".
Was gedenken Sie zu tun um diesen Zustand zu verbessern?
Sehr geehrte Fragenstellerin,
gerne beantworte ich Ihre Anfrage:
Zur Verbindlichkeit einer Grundschulempfehlung bin ich aus eigener Erfahrung etwas zwiegespalten. Ich selbst wurde mit einem Notendurchschnitt von 1,2 auf die Realschule geschickt, obwohl alle meine Freunde auf das Gymnasium empfohlen wurden. Möglicherweise liegt es daran, dass meine Mutter als gebürtige Italienerin kein akzentfreies Deutsch sprach und meine Klassenlehrerin in der Grundschule Deutsch unterrichtete. So habe ich den Wechsel von der Realschule auf das Gymnasium mit 16 Jahren eben selbst initiiert. Bei einem schlechten Notendurchschnitt in der Grundschulabgangsklasse würde ich persönlich allerdings auch eine Aufnahmeprüfung empfehlen, denn ein schlechter Notendurchschnitt zu diesem Zeitpunkt kann viele Gründe haben; z.B. könnte das Kind noch sehr verspielt sein.
Wie Sie möglicherweise mitbekommen haben setzen wir FREIE WÄHLER in Baden-Württemberg uns dafür ein das G9 wieder einzuführen (Schulrecht ist Landesrecht). Die Komprimierung des gymnasialen Lehrstoffes auf 8 Jahre führt zu überforderten und gestressten Schülern, die dazuhin nach dem Abitur aufgrund ihres Alters meist noch nicht die Selbstständigkeit mitbringen, die man im Anschluss für den Einstieg in ein Studium braucht. Für das Erlernen wissenschaftlichen Arbeitens sowie das Erarbeiten von Bildungsinhalten bedarf es der Anleitung von Lehrern. Wer einmal etwas falsch erlernt hat, trägt dies sein Leben lang mit sich herum, wenn ihm niemand erklärt hat, wie es „richtig“ geht. Von Gesamtschulen halte ich wenig, dort wird man mit einem Mittelmaß an Bildung weder den Schülern noch den Lehrerkräften gerecht. Unser dreigliedriges Schulsystem hat seinen Sinn und seine Berechtigung. Und, ich halte es – insbesondere da es um unsere Kinder geht – auch für sinnvoller, dass man bei solchen angedachten Systemänderungen einzelne Modellschulen einführt und diese über einen längeren Zeitraum beobachtet. Nach zwei Jahrgängen an Schülern, die einen Abschluss gemacht haben, müsste man merken können, ob eine solche Systemänderung zugunsten oder zulasten unserer Kinder geht.
Ich hoffe Ihre Fragen beantwortet zu haben.
Für weitergehende Antworten stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Carmen Spiegelhalder-Schäfer