Frage an Carmen Maria Spiegelhalder-Schäfer von Andreas B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Im Hinblick auf die Bildungszukunft wollen Sie auf das bewährte dreigliedrige Schulsystem aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium bei gleichzeitiger Durchlässigkeit der einzelnen Bildungsebenen zurückgreifen, wenn ich das richtig verstehe? Dabei soll das Gymnasium wieder 9 Jahre dauern? Lehnen Sie dann die Gemeinschaftsschule und die Heranziehung sozialisierter Kinder zur Umerziehung der nicht durch die Eltern sozialisierten Schüler sowie die Senkung des allgemeinen Bildungsniveaus (damit auch die der Umstände wegen unschuldigen "Schulverlierer" aus Gruppen wie Migranten oder Rabeneltern "mitgenommen" werden können) ab?
In den vergangenen 50 Jahren sind insbesondere Mädchen aus guten Gründen in unserem Schulsystem gefördert und bevorzugt worden. Mittlerweile herrscht eine weitgehende Gleichberechtigung. Das Lehrpersonal ist sogar überwiegend weiblich. Wie sehen Sie daher das Problem der Jungen in der Schule, die sich mit einer weitgehend weiblichen und damit für sie wesensfremden Erziehungswelt abfinden müssen? Wie sehen Sie das Problem der dadurch entstehenden Schulverlierer oder treten Sie sogar für eine grundlegende Förderung (z.B. durch gezielte Anstellung von Männern in Grundschule und Kindergarten) ein?
Wie stehen Sie zum sitzenbleiben?
Danke für die Antwort!
Sehr geehrter Fragensteller,
ich erlaube mir, Ihre Fragen im einzelnen wie folgt zu beantworten.
Die sprachliche Differenzierung zwischen weiblich und männlich erspare ich mir dabei.
1. Im Hinblick auf die Bildungszukunft wollen Sie auf das bewährte dreigliedrige Schulsystem aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium bei gleichzeitiger Durchlässigkeit der einzelnen Bildungsebenen zurückgreifen, wenn ich das richtig verstehe?
Richtig
2. Dabei soll das Gymnasium wieder 9 Jahre dauern?
Richtig
3. Lehnen Sie dann die Gemeinschaftsschule und die Heranziehung sozialisierter Kinder zur Umerziehung der nicht durch die Eltern sozialisierten Schüler sowie die Senkung des allgemeinen Bildungsniveaus (damit auch die der Umstände wegen unschuldigen "Schulverlierer" aus Gruppen wie Migranten oder Rabeneltern "mitgenommen" werden können) ab?
Mitschüler sind meiner Ansicht nach nicht als Mittel zum Zweck (wie Ausgleichung von Erziehungsmängeln jeglicher Art) zu "missbrauchen".
Sie sind Schüler, die lernen wollen und sollen, nicht Erzieher oder Sozialarbeiter.
Die Zusammenführung von Schülern in Gemeinschaftsschulen führt meiner Ansicht nach dazu, dass man ein sog. "Mittel an Bildungsanforderungen" finden muss, welches weder den Schülern mit entsprechendender elterlicher Förderung von Beginn an noch den förderungsnotwendigen Schülern gerecht wird. Beide frustrieren in so einem "Einheitsbildungsbrei". Man wird allen nicht gerecht. Dass talentiertere Schüler Lernschwächeren helfen gehört für mich zu einem "normalen" Sozialverhalten, darf aber nicht dazu führen, dass diese Schüler als Hilfslehrer herangezogen werden.
I.Ü. sollten Schüler die Möglichkeiten haben, eine ihren Neigungen entsprechende Schule zu besuchen.
4. Wie sehen Sie daher das Problem der Jungen in der Schule, die sich mit einer weitgehend weiblichen und damit für sie wesensfremden Erziehungswelt abfinden müssen?
Das ist in der Tat ein Problem, da Lehrer auch Identifikationspersonen darstellen können und sollen.
So jedenfalls war es bei mir.
Weshalb sollte das bei männlichen Schülern anders sein?
5. Wie sehen Sie das Problem der dadurch entstehenden Schulverlierer oder treten Sie sogar für eine grundlegende Förderung (z.B. durch gezielte Anstellung von Männern in Grundschule und Kindergarten) ein?
Jungs sind aus meiner Erfahrung heraus (wobei ich eine Tochter und keinen Sohn habe) etwas langsamer in ihrer Entwicklung, ziehen allerdings später sehr schnell nach. Auch deshalb das eine Schuljahr mehr im G9.
Und welchen Grund sollte es geben, dass Männer nicht in Kindergärten oder Grundschulen arbeiten sollten?
Sie sind ja auch Väter bzw. werden es.
Ich bin i.Ü. auch dafür, dass Männer den Beruf der Hebamme ausüben dürfen.
6. Wie stehen Sie zum sitzenbleiben?
Ich sehe das sehr entspannt.
Ich selbst habe beim Wechsel von der Realschule auf das Gymnasium die 9. Klasse freiwillig wiederholt.
Sollte es sich allerdings in jeder Stufe (Unter-, Mittel-, Oberstufe) bei einem Schüler wiederholen, würde ich mich als Mutter fragen, ob mein Kind eventuell in der falschen Schulart ist und dies mit meinem Kind eingehend besprechen. Es gibt bzw. gab viele Möglichkeiten sich auch ohne Allgemeine Hochschulreife weiterzubilden.
In meinem weiteren Rechtsstudium in Österreich hatte ich einige Kommilitonen, die eine Studienberechtigungsprüfung unter Voraussetzung einer beruflichen oder außerberuflichen Vorbildung ablegten, da sie keine Matura hatten. Diese Möglichkeit doch noch ein Studium absolvieren zu können fand ich vorbildlich.
Ich hoffe Ihre Fragen beantwortet zu haben.
Ansonsten stehe ich für weitergehende Antworten gerne zur Verfügung.
Die FREIEN WÄHLER laden übrigens am 08.08.2017 zum Expertenhearing bzgl. des Themas "G9" ein
(organisiert von unserem Bundestagskandidaten im Wahlkreis 274 - Heidelberg, Bernd Barutta).
Das für Jedermann (und -frau) offene Treffen findet statt am
Dienstag, 8. August 2017, 20.00 Uhr, im Literaturcafé Stadtbücherei Heidelberg, Poststraße 15, 69115 Heidelberg
Auch ich werde dort anwesend sein.
Mit freundlichen Grüßen
Carmen Spiegelhalder-Schäfer