Frage an Carl-Ludwig Thiele von Renate Dr. med. V. bezüglich Umwelt
Ist das AKW Krümmel sicher genug, um nach einer umfassenden Reparatur wieder an´s Netz zu gehen?
Bestand bei den bisherigen Störfällen in Krümmel zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Mitarbeiter und der Umgebung?
Hat Sie die Kinderkrebsstudie, die statistisch einwandfrei nachweisen konnte, dass das Leukämierisiko bei Kindern unter 5 Jahren in der Nähe von Atomkraftwerken ansteigt, in Ihrer Einstellung gegenüber dieser Art von Stromerzeugung bestätigt?
Im Sommer 2007 waren 6 deutsche AKWs wegen Pannen außer Betrieb gewesen - der Strompreis an der Börse schnellte nicht nach oben, sondern sank sogar etwas. Wie erklären Sie sich das?
Sehr geehrte Frau Dr. Vestner-Heise,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Sicherheit deutscher Atomkraftwerke und der Störfall im AKW Kümmel.
Ich kann Ihre Sorge um die Sicherheit von Krümmel durch den Betreiber Vattenfall gerade nach diesem Zwischenfall gut verstehen. Schließlich ist es nicht der erste Zwischenfall. Gerade die Abschaltung des Kraftwerks zeigt jedoch auch, dass die Sicherungsmechanismen funktionieren, so dass niemand bei diesem Zwischenfall zu Schaden gekommen ist. Es darf kein Risiko in Kauf genommen werden, wenn in solch einem komplexen Kraftwerk einmal eine Unregelmäßigkeit auftritt. Auch die spätere Wiederaufnahme des Betriebes unterliegt strengen Vorschriften, um größtmögliche Sicherheit für die Bevölkerung sicherzustellen.
Die Zukunft unserer Energieversorgung kann nur sichergestellt werden, wenn effizienter mit der Energie umgegangen wird. Gerade im Bereich der elektrischen Energie müssen die Speichermedien ausgebaut werden. Bei der Energieversorgung liegt die Zukunft bei den regenerativen Energien. Hier ist schon einiges geleistet worden, doch wir stecken dabei noch immer in den Kinderschuhen und können die Abdeckung des Bedarfs zum heutigen Strompreis noch nicht gewährleisten. Ich sehe es kritisch, wenn verschiedene Verbände und Parteien hier ideologische Forderungen stellen, die Strom zum Luxusgut werden lassen würden. Die Atomkraft ist deswegen sachlich gesehen eine Übergangstechnologie, die wir weiterhin mit maximal möglicher Sicherheit betreiben sollten, bis die regenerativen Energien in ausreichendem Umfang grundlastfähigen Strom erzeugen können.
Bitte sehen Sie mir nach, dass ich mich bezüglich der Stichprobe an knapp 5.000 krebserkrankten Kindern, von denen in 24 Jahren 29 zusätzliche Fälle in der Nähe von Kernkraftwerken gezählt wurden (sog. „Kinderkrebsstudie“), selbst auf die Meinung der Experten verlassen muss. Nach den Äußerungen des Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz gibt es Hinweise auf Zusammenhänge, aber keine Beweise. Jeder einzelne Fall jedenfalls ist Grund genug, Sicherheitsbestimmungen noch weiter zu maximieren, bis wir auf die Kernkraft verzichten können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Carl-Ludwig Thiele