Frage an Carl-Christian Heinze von Ruth P. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Heinze,
werden Sie - gesetzt den Fall, Sie werden in das Europaparlament gewählt - unser bestehendes Geldsystem thematisieren? Werden Sie die derzeit über das Zinseszinssystem bestehende Möglichkeit von exponentiellem Wachstum von privatem Vermögen bei gleichzeitiger Verschuldung eines Teils der Bevölkerung in Frage stellen - mit dem Ziel, dieses System abzuschaffen? (Mir haben zum Verstehen der Zusammenhänge die Vorträge auf youtube und die Bücher des Ökonomen Bernd Senf geholfen.)
Mit Dank für Ihr Engagement, freundlichem Gruß und meinen besten Wünschen
R. P.
Sehr geehrte Frau P.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, zu der ich in Kurzform wie folgt Stellung nehme. Die Antwort lautet ja mit folgenden Schwerpunkten: Ich glaube, dass Gesellschaften bzw. Staaten, in denen die wirtschaftliche Schere weniger stark auseinanderklafft, langfristig erfolgreicher sind. An entsprechende Ausführungen von Professoren wie Anthony Atkinson glaube ich. Somit ist es aus meiner Sicht wirtschaftlich sinnvoll die soziale Ungleichheit zu reduzieren. Das bedeutet, dass Leitplanken, z.B. in Form von gerechten - und nicht zwingend höheren! - Steuern eingezogen werden müssen, damit Ungerechtigkeiten eingedämmt werden. Ich denke hier z.B. an die Differenz von Nominal- und Effektiv-Steuersätzen multinationaler Konzerne, die Europa jedes Jahr Hunderte von Milliarden kosten. Gleichzeitig sehe ich nicht ein, warum ein Einkommen aus Zinsen anders zu besteuern ist als ein solches aus einer Beschäftigungstätigkeit. Hier gibt es natürlich immer das Argument der erneuten Besteuerung von bereits besteuertem Geld. Dass eine kleine Anzahl von Menschen (ca. 40) die Hälfte des globalen Vermögens besitzen, finde ich einen unerträglichen Zustand, der geändert werden muss.
Ich halte Zinseszins für nichts Verwerfliches, sondern für etwas Sinnvolles, solange die oben genannten Eckpfeiler eingerichtet sind.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Heinze