Frage an Carl-Christian Heinze von Bertram K. bezüglich Wirtschaft
Wieweit sind Sie mit dem Konzept "Gemeinwohl Ökonomie" (Christian Felber) vertraut und welche Chancen sehen Sie, diese Ideen in einem neuen Europaparlament zu thematisieren und auch in Ansätzen zu realisieren?
Sehr geehrter Herr Kloss,
obwohl ich nicht sagen kann, dass ich tief mit dem Konzept Gemeinwohl-Ökonomie nach Felber vertraut bin, so bin ich anlässlich einer "Utopie-Konferenz" an der Leuphana Universität Lüneburg, mitveranstaltet von dem Philosophen Richard David Precht, mit dem Konzept in Berührung gekommen. Darüber hinaus habe ich lange Jahre für Konzerne gearbeitet, die genau dasjenige tun, was Felber kritisiert. Nach diesen Erfahrungen habe ich für mich erkannt, dass ich so nicht mehr arbeiten möchte, weil oft von "Nachhaltigkeit" gesprochen, aber nur für den "Shareholder Value" gearbeitet wurde. Auch kleine oder Familien-Unternehmen möchten nach meiner Erfahrung wachsen, sind aber nicht dazu verdammt, weil der Kapitalmarkt dies fordert. Darin liegt ein Vorteil.
Ich glaube, dass Debatten wie Fridays For Future dazu beitragen, dass das Wachstums-Mantra in einem neuen (negativeren) Licht erscheinen wird. Auch im Kampf um die zukünftig besten Köpfe werden sich Unternehmen überlegen müssen, wie sie künftig agieren wollen. Deshalb würde ich - auch vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen - die Ideen im EP thematisieren, ja unbedingt. Eine flächendeckende Realisierung sehe ich kurzfristig nicht geschehen, weil damit diversen Industrien, z.B. der Finanzindustrie, die Geschäftsgrundlage entzogen würde. Ich sehe einen Trend, der von kleineren und KMU ausgeht, die eben nicht gezwungen sind, der Börse eine Wachstumsstory zu verkaufen, und mittelfristig auf größere Unternehmen übergreift. Um für die Förderung dieser Entwicklung politische Mehrheiten zu generieren, wird es noch einen längeren Atem brauchen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Heinze
E: christian.heinze@gruene-lueneburg.de
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