Portrait von Canan Bayram
Canan Bayram
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Lotta M. •

Guten Morgen, warum fehlt auf Ihren Wahlplakten jegliche inhaltliche Aussage und es wird einfach nur mit ihrem Bild um die Erststimme geworden? Danke

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau. M.

vielen Dank für Ihre Frage. Und gerne erläutere Ich Ihnen, wofür ich stehe und würde mich über Ihr Vertrauen durch Ihre Erststimme freuen.

Sie treffen mit ihrer Frage einen Punkt, der auch bei mir nicht immer nur Zufriedenheit auslöst. Auch ich würde gerne mehr inhaltliche Positionen auf den Plakaten vertreten. Wenn es gut kommt, finden sich auf den Plakaten gelungene Slogans, die aber auch nur Emotionen ansprechen sollen und nicht wirklich differenzierte inhaltliche Positionen wiedergeben. Leider gelten auch im politischen Wahlkampf die "Gesetze" der Werbegrafik.

Gleichzeitig ist es so, dass es sich bei der Erststimme um die Wahl einer Persönlichkeit handelt, in die Sie das notwendige Vertrauen setzen, Sie und ihre Interessen in den kommenden Jahren vier Jahren im Deutschen Bundestag zu vertreten. Ich trete ebenso wie mein Vorgänger Hans Christian Ströbele nur als Direktkandidatin an und bin nur mit Erststimme wählbar, anders als meine Mitbewerber*innen, die über die Landeslisten ihrer Parteien abgesichert.

Seit Jahren setze ich mich für den Schutz von Mieter*innen ein. Denn wer seine Wohnung verliert, verliert auch sein soziales Umfeld. Als Anwältin habe ich vielen Miethaien die Zähne gezogen und arbeite seit Jahren mit Mieter*innen-Initiativen zusammen. Gemeinsam mit ihnen setze ich mich gegen Verdrängung, für den Schutz preiswerter Mietwohnungen sowie den sozialen Zusammenhalt im Kiez ein. Durch verpflichtende Mieter*innen-Mitbestimmung will ich die Rechte von Mieter*innen stärken. Für Kleingewerbe und soziale Träger habe ich einen Gesetzentwurf für ein neues Gewerbemietrecht in den Bundestag eingebracht, um sie vor Verdrängung zu schützen.

Ich streite für eine Gesellschaft der Vielen. Vielfalt heißt, dass alle Menschen sicher, frei und selbstbestimmt leben und lieben können. Individuelle Freiheit und persönliche Identität werden geschützt. Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, dass wir eine solidarische Umverteilung in Deutschland brauchen. Wir müssen das Hartz-IV-System überwinden und Grundsicherung auf menschenwürdigem Niveau gewährleisten. Wir wollen durch Investitionen in Bildung, soziale und kulturelle Berufe sowie eine echte Energiewende mehr Arbeitsplätze schaffen.

Die Frage von Krieg und Frieden ist eine existenzielle und darf nicht an wirtschaftliche Interessen geknüpft werden. Es darf keine Erhöhung des Wehretats und schon gar keine Aufrüstung der Bundeswehr mit Killerdrohnen geben. Waffenlieferungen in Kriegs- und Krisenregionen müssen endlich gestoppt werden. Ich stehe für eine feministische Außenpolitik und globale Gerechtigkeit. Deutschland hat eine besondere Verantwortung für den Frieden.

Freiheit muss jeden Tag neu verteidigt werden – gegen die Einschränkung von Bürger*innenrechten, gegen Datenklau und -missbrauch durch Unternehmen, Staatstrojaner und Vorratsdatenspeicherung. Ständig erweitert der Staat die Kontrolle und Ausspähung von uns Bürger*innen bis in den engsten Privatbereich hinein. Als Mitglied im Rechtsausschuss setze ich mich für die Unantastbarkeit unserer Privatsphäre, für Datenschutz und Freiheitsrechte ein. Diese will ich jeden Tag verteidigen: im Bundestag und auf der Straße.

Wir brauchen eine umweltfreundliche Verkehrswende hin zu mehr öffentlichem Nahverkehr sowie sicheren Rad- und Fußwegen ohne Barrieren. Umwelt ist überall und betrifft uns alle! Es geht aber nicht nur um eine umweltfreundliche Innenstadt, fairen Handel oder Essen ohne Gift und Tierquälerei. Die ökologische Frage ist auch eine soziale Frage – sei es der Klimawandel, der unsere Lebensgrundlagen gefährdet und immer mehr Menschen in die Flucht treibt oder die Belastung der Anwohner*innen durch Feinstaub an den Straßen. Es sind fast immer die Einkommensschwachen, die besonders darunter leiden müssen. Damit auch die Freiheit der künftigen Generationen gewährleistet ist, müssen wir heute Klimagerechtigkeit und die Biodiversität ins Zentrum unseres Handelns stellen.

Gerne können Sie sich über meine bisherige Arbeit und Positionen an den vielen Ständen oder auf meiner Homepage erkundigen Dort finden Sie zum Teil ausführliche Erklärungen dazu, warum ich wie im Deutschen Bundestag abgestimmt habe. Oder um welche Konflikte im Wahlkreis ich mich aktuell kümmere, zum Beispiel Hausgemeinschaften zu unterstützen, die ihr Haus per Vorkauf vor einem Investor retten wollen.

Die großen inhaltlichen Positionen passen leider auf kein Plakat und sind vielen immer noch zu knapp formuliert.

Mit freundlichen Grüßen

Canan Bayram

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