Frau Bayram, welche Bedeutung hat für Sie das Marx-Engels-Denkmal in Berlin und welche Zukunft sehen Sie für die Figurengruppe?
Die Planungen zum Marx Engels FORUM sind Ihnen sicher bekannt. Und was sagt Ihnen, dass die Erben des Künstlers (L. Engelhardt) nicht eingebunden bzw. ignoriert werden?
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Paul
https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2021/08/wettbewerb-freiraeume-rathaus--und-marx-engels-forum-berlin.html
https://www.tagesspiegel.de/berlin/streit-um-skulptur-marx-und-engels-wohin-im-stadtbild/6095590.html
Sehr geehrter Herr P.
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Das Marx-Engels-Denkmal in Mitte ist meiner Meinung nach von außerordentlicher geschichtlicher Bedeutung. Es ehrt nicht nur das Gedenken zweier Deutscher, die das 20. Jahrhundert durch ihre Ideen entscheidend mitgeprägt haben, sondern steht auch stellvertretend für einen Teil Berliner Stadtgeschichte.
Die Philosophen durch ein Denkmal zu ehren und in der Erinnerung der Leute wachzuhalten, halte ich für richtig. Ohne ein grobes Verständnis ihres Denkens und ihrer Weltanschauung, mitsamt der Fehler, die diese beinhalten, sind die Ereignisse des 20. Jahrhunderts nur unvollständig nachvollziehbar. Aus diesen Gründen befürworte ich den Erhalt der Figurengruppe im Rahmen der Umgestaltung des Areals und habe mich darüber gefreut, dass ein solcher Erhalt von den aktuellen Planungen auch vorgesehen ist. Den Planungen für das Marx-Engels-Forum stehe ich positiv gegenüber. Es war richtig die Neugestaltung nicht zu überstürzen, sondern sie im Dialog mit den Bürgern im Rahmen eines großen Bürgerbeteiligungsformats auszuarbeiten. Die Leitlinien für die Umgestaltung, die aus diesem langjährigen Prozess entstanden sind, halte ich für durchweg richtig. Der Gewinner-Entwurf, der vor einigen Tagen bekannt gegeben wurde, scheint diese erfolgreich umzusetzen: Das Marx-Engels-Forum wird zu einem zukunftsorientierten, klimafreundlichen Ort des Zusammenlebens, der gleichzeitig seine Vorgeschichte nicht auslöscht, sondern sichtbar macht. Besonders freut mich, dass Rathaus- und Marx-Engels-Forum miteinander verbunden werden sollen und somit für eine Verkehrsberuhigung der mehrspurigen Spandauer Straße gesorgt wird.
Dass die Erben des Künstlers, L. Engelhardt, nicht in den Planungsprozess mit eingebunden wurden, ist ein Versäumnis. Ihnen hätte die Gelegenheit gegeben werden sollen, sich verstärkt an der Debatte zu beteiligen und ihr geschichtliches und persönliches Wissen in sie mit einfließen zu lassen. Ich finde es bedauerlich, dass das nicht geschehen ist. Trotzdem sollte es unsere Zustimmung zu einem Projekt nicht mindern, dass im Rahmen eines der größten Bürgerbeteiligungsformate Europas entstanden ist, und unserer Stadt einen neuen Ort der Zusammenkunft und der Nutzung für politische Aktionen schenkt.
Mit freundlichen Grüßen
Canan Bayram