Portrait von Canan Bayram
Canan Bayram
Bündnis 90/Die Grünen
86 %
69 / 80 Fragen beantwortet
Frage von Sabine L. •

Frage an Canan Bayram von Sabine L. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Wie werden sie am 28.06. zum Top 10/B abstimmen: für oder gegen die Einführung der Weidetierprämie, für oder gegen die Rettung der Berufsschäferei?

Portrait von Canan Bayram
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau L.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Es gab einen Antrag “Weidetierprämie für Schafe und Ziegen jetzt auf den Weg bringen“ von den Grünen und der LINKEN. Diesem Antrag stimme ich inhaltlich zu. Am 28.06. wurde bei Top 10/b über eine Beschlussempfehlung der Regierungsparteien zur Ablehnung des von den Grünen und Linken eingebrachten Antrags (“Weidetierprämie für Schafe und Ziegen jetzt auf den Weg bringen“) abgestimmt. Ich stimmte mit „Nein“, da ich gegen die Ablehnung unseres Antrags war.

Allein zwischen 2010 und 2016 ging die Zahl der haupterwerblichen Schäfereien mit mehr als 500 Schafen um 13% auf 989 Betriebe zurück. In den nächsten zwei Jahrzenten ist mit dem Zusammenbruch des Sektors zu rechnen, wenn nicht politisch gegengesteuert wird. Als einziges europäisches Land mit nennenswerten Schafbeständen hat Deutschland bisher keine Weidetierprämie. In 22 europäischen Mitgliedsstaaten werden dagegen jährlich 486 € Millionen dafür ausgeschüttet. Die Europäische Kommission sieht diese Direktzahlungen als direkten Grund für die erkennbare Stabilisierung der Möglichkeit Schafe als Weidetiere zu halten. Die Kosten für Deutschland werden auf 40 € Millionen im Jahr geschätzt. Dies ist ein Bruchteil der jährlich rund 6,4 € Milliarden an Agrarbeihilfen in Deutschland. Für den Naturschutz sind Schäferinnen und Schäfer von immenser Bedeutung, da sie ca. 300'000 Hektar Dauergrünland bewirtschaften - eine ökologisch höchst wertvolle Fläche.

Mit der Entscheidung der Großen Koalition sich gegen eine Einführung der Weidtierprämie einzusetzen, blockiert sie die Rettung der Weidetierhaltung in Deutschland. Seit Jahren geht die Anzahl der Betriebe zurück, weil die Agrarpolitik ihre gesellschaftlichen Leistungen ignoriert. Die Bundesregierung ignoriert die Hilferufe der Schäferinnen und Schäfer, und sträubt sich gegen die Erkenntnisse der Anhörung im Umweltausschuss des deutschen Bundestags. Es ist eine Farce, dass die Koalition prüfen möchte wie die „Unterstützung für diesen Berufsstand geleistet werden kann“. Die Lösungen liegen seit Jahren auf dem Tisch und werden sogar von der EU Kommission explizit empfohlen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Canan Bayram

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Canan Bayram
Canan Bayram
Bündnis 90/Die Grünen